DGS Jahresabschlussbericht 2015
Text: Anne Köster, Fotos DGS Archiv/Anton Schneid/Pit Schöler/2015worlddeaffutsal.de
Datum: 11. Dezember 2015
2015 – Ein spannendes Jahr!
Das Sportjahr 2015 war für den Deutschen Gehörlosen-Sportverband aus sportlicher Sicht ein Jahr mit einer durchmischten Bilanz. Winter Deaflympics, sechs Europameisterschaften, fünf Weltmeisterschaften und zwei internationale Jugendturniere standen im Kalender.
Winter-Deaflympics 2015
Die 18. Winter-Deaflympics im russischen Khanty-Mansiysk und Magnitogorsk brachten dem DGS mit einer Bronzemedaille kein überraschendes Ergebnis. Fünf Läufer waren entsendet worden, vier Jungtalente mit Ulrich Sedlmeier, Max Pähler, Sebastian Göppel und Moritz Pöppel sowie der erfahrene Philipp Eisenmann. Der bewies seine Form; in der Abfahrt belegte er hinter Philipp Steiner und Giacomo Pierbon den dritten Platz und holte damit das einzige Edelmetall der 18. Deaflympics für Deutschland. Für sich selber krönte er seine langjährige Karriere mit dieser ersten deaflympischen Medaille.
Die Teilnahme an der 1. Marathon EM in Lublin im Mai, bei der Weltrekordhalterin Dr. Nele Alder-Baehrens den Sportkalender 2015 für die DGS Kader fortführen sollte, fiel aus. Auf Grund einer ernsthaften Verletzung, die sich die Läuferin kurz vor Beginn des Wettkampfes zuzog, musste Deutschland zurückziehen.
In der zweiten Junihälfte folgte dann die wohl größte Herausforderung des Jahres für den Verband, sowohl aus sportlicher wie auch aus organisatorischer Sicht – die EuroDeaf 2015 in Hannover. Eine Stadt, zwei Turniere, sieben Stadien, 16 Nationen, vier Frauen- und sechzehn Männermannschaften, darunter auch die DGS Auswahl beiderlei Geschlechts.
EuroDeaf 2015
Die Männer setzten sich in ihrer Gruppe an Platz Eins durch. Viertelfinalgegner war die russische Mannschaft, der man in den letzten internationalen Turnieren immer im Halbfinale gegenüber gestanden hatte, jedes Mal verbunden mit einer Niederlage. So sollte es auch in Hannover wieder kommen, allerdings eine Runde früher. Damit war die Chance auf einen Medaillenrang im eigenen Land vertan. Trotzdem gelang es der deutschen Auswahl, sich mit dem fünften Platz die sichere Qualifikation für die WM 2016 zu sichern. Den Titel holte sich die Türkei in einem spektakulären Finale in der HDI Arena gegen Titelverteidiger Russland.
Fußball Männer
Für die Frauen verlief das Turnier erwartungsgemäß. Die favorisierten russischen Frauen dominierten alle Spiele absolut überlegen, hier spielten drei Mannschaften um den zweiten Platz. Deutschland setzte sich durch und erfüllte sich den Traum, in der HDI Arena vor eigenem Publikum im Finale mitzuspielen. Und auch hier hatten die Russinnen die Hand klar am Drücker und wurden die unangefochtenen Europameister 2015.
Fußball Frauen
Ganz unbescheiden kann der DGS für die Ausrichtung dieser Großveranstaltung den Meistertitel beanspruchen. Zwanzig Jahre nach Berlin 95 machte der europäische Gehörlosen-Fußball erneut in Deutschland Station und Hannover hat das Sommermärchen des Gehörlosen-Fußballs gesehen, die EuroDeaf 2015 hat Maßstäbe gesetzt – eine reibungslose Organisation, gut gefüllte Stadien und natürlich guter Fußball! Das war in erster Linie den 124 freiwilligen Helfern vor Ort und der uneingeschränkten Unterstützung der Hannoverschen Vereine zu verdanken, ohne sie wäre ein solcher Erfolg undenkbar gewesen. Und nicht zu vergessen die Anhänger der 20 Mannschaften, die die Stadien füllten, allen voran die türkische Fangemeinde, die ihre Mannschaft während des gesamten Turniers lautstark anfeuerte, wie man es im Gehörlosenfußball noch nicht erlebt hatte.
Danach überschlugen sich förmlich die Ereignisse, in dichter Folge entsendete der DGS seine Topathleten im Volleyball, im Badminton, in der Leichtathletik und im Tennis.
Die Volleyballer zeigten bei der 9. EM in Paris mit Platz 5 eine Leistungssteigerung im Vergleich zu den Deaflympics 2013, dennoch braucht der Kadar dringend frischen Wind, nicht nur mit dem neuen Trainer Maiershofer, auch mit deutlichem Zuwachs. Höchst erfreulich aus deutscher Sicht: Tino Götting wurde zum Abschluss der Volleyball-Europameisterschaft zum besten Mittelblocker gewählt!
Volleyball
Siebenkämpferin Felicitas Merker gelang ein Quantensprung in ihrer internationalen Karriere, der Sprung über die 4000 Punkt Marke und damit auch der Sprung auf das Siegerpodest als Vizeeuropameisterin. Bei der 9. Leichtathletik EM in Bydgoszcz lieferte sie mit 4152 Punkten eine ausgezeichnete Leistung ab. Damit stand das Ergebnis der Europameisterschaft für Deutschland mit einer Silbermedaille fest. Russland erwies sich als ein unschlagbarer Gigant in nahezu allen Disziplinen, lediglich bei den Frauenwettkämpfen waren sie manchmal nicht auf dem Podest vertreten. In vielen Wettkämpfen waren sie mehrfach am Start, in einigen wenigen stellten sie sogar mehr als die Hälfte der Wettkämpfer oder Wettkämpferinnen. Das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass sie mit besten Leistungen aufwarteten, mehr als ein Drittel der zu erringenden Medaillen gingen an sie. Und auch die Ukraine und Weißrussland behaupteten sich sehr überzeugend an der Spitze, zwar mit weniger personellem Einsatz, aber mit sehr guten Ergebnissen. Deutschlands Leichtathletik Elite muss hart anziehen, um in diesem leistungsstarken Teilnehmerfeld wieder verstärkt an die Spitze anknüpfen zu können.
Leichtathletik
Bei der 1. Tennis Einzel WM in Nottingham war aus Deutschland nur die Auslese mit Erfolgsgaranten wie Heike Albrecht oder dem Doppel Urs Breitenberger/Hans Tödter angetreten. Keine der Erwartungen auf Medaillenränge erfüllte sich. Albrecht schied auf Grund einer Oberschenkelverletzung aus dem Turnier aus und damit starb die Aussicht auf eine Wiederholung des Erfolgs der Deaflympics 2013 im Einzel, Doppel und Mixed, für den ihre Teilnahme entscheidend gewesen war. Auch die Partner Breitenberger und Tödter konnten die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen und nachdem sich das Duo Schäffer/Fleckenstein zumindest die Bronzemedaille im Mixed sichern konnte, waren die erfolgsgewohnten Deutschen dazu verurteilt, zuzuschauen und nicht bis zum Schluss mitzumischen. Im Wettkampf der Junioren, der gleichzeitig ausgerichtet wurde, gab es jedoch zwei versöhnliche Erfolge für Johannes Behr, einmal im Mixed Open Platz Eins mit der jungen Israelitin Rotem Ashkenazy und den Vizeweltmeistertitel im Einzel.
Tennis
Eine feine und durchaus überzeugende Leistung zeigten Tim Jennen und Oliver Witte in Sofia bei der 4. Badminton WM. In den Einzel Matches setzte Witte sich souverän bis zum Viertelfinale durch und im Doppel mit Jennen gelang der Einzug ins Halbfinale. Damit endete die Badminton-Weltmeisterschaft für Deutschland mit einer verdienten Bronzemedaille und der Gewissheit, dass trotz eindrucksvoller Konkurrenz die beiden deutschen Spieler jedenfalls im Doppel an der Weltspitze mithalten können.
Badminton
Mit zwei Gold-, zwei Silber- und vier Bronzemedaillen kehrte die Schießsport-Nationalmannschaft der Gehörlosen von den 13. Europameisterschaften in Pilsen zurück. Mit Ingo Schweinsberg, seiner Frau Jutta Schweinsberg-Rott und Dieter Link kündigten danach drei der ganz großen Gewehrschützen ihren Rücktritt vom internationalen Wettkampfsport an. Für die nachrückende Jugend wird es eine Herausforderung sein, diese Lücke wieder zu schließen, zumal die internationalen Meisterschaften der jüngeren Vergangenheit gezeigt haben, dass die Leistungsdichte im Schießsport der Gehörlosen stark gestiegen ist. Unbestrittener EM Held für Deutschland ist Werner Lackerbauer mit drei Einzelmedaillen, der sich mit seinem Rücktritt noch Zeit lässt. Nach seinem Erfolg in Pilsen gibt es dafür auch keinen Grund.
Sportschießen
Mit Linda Neumann schickte der DGS seine stärkste Schwimmerin über den Großen Teich nach San Antonio zur 3. Schwimm-WM. Neumann, mittlerweile eine der Favoritinnen im Gehörlosen Schwimmsport, musste in Texas einen derben Dämpfer hinnehmen; in keiner ihrer Paradedisziplinen gelang ihr der Sprung auf das Podest. Es ist bitter, wenn man toptrainiert sein eigentliches Leistungsniveau nicht abrufen kann. Neumann ist eine sehr ehrgeizige Sportlerin, die in der Vergangenheit eine konsequente Leistungssteigerung gezeigt hat. Und so hoffen wir, dass sie bei den Deaflympics 2017 der Welt wieder zeigt, was sie wirklich drauf hat. Mit ihr war Alina Mühlenjost in den Staaten. Die junge Schwimmerin konnte zwar nur einen bescheidenen Erfolg erzielen, hat aber bei entsprechender Motivation die Voraussetzungen dafür, über 50m Brust mit an der Spitze zu schwimmen.
Schnwimmen
Im italienischen Bologna bei der 3. Bowling WM stellten die deutschen Herren klar, dass sie zur absoluten Weltspitze gehören. In einem Teilnehmerfeld von 119 Herren übertrafen sie alle Erwartungen und holten insgesamt 4 Medaillen. Simon Wildenhayn wurde gleich zu Beginn Weltmeister im Herren-Einzel, im Triowettbewerb gewannen Daniel Duda, Holger Vetter und Sebastian Klotz Bronze und auch an den Schlusstagen war Deutschland weiter erfolgreich: Das Herren-Team gewann Silber und Kevin Lindemann holte Bronze in der Masters Wertung. Für die Zukunft strebt der DGS an, auch wieder ein starkes, vollzähliges Frauenteam zu stellen.
Bowling
Das deutsche Team konnte bei der 13. Tischtennis-EM in Baden ein insgesamt erfreuliches Fazit ziehen: Zwei Bronzemedaillen in den Mannschaftswettbewerben, Silber für das „Veteranen-Duo“ Mark Mechau/Thomas Bähr im Doppel und gleich drei Junioreneuropameistertitel für die erst 15jährige Nachwuchshoffnung Annalena Moll, die beinahe auch bei den Damen ins Halbfinale eingezogen wäre. Wenn es dem DGS gelingt, weitere talentierte Jugendliche aufzubauen, wird er im internationalen Gehörlosen-Tischtennis auch in den kommenden Jahren bei der Medaillenvergabe eine Rolle spielen.
Tischtennis
Deutschland zählte mit Russland bislang zu den unbestrittenen beiden Favoriten im Frauenfutsal. Schon in der Gruppenphase der 3. Futsal WM in Bangkok stellte sich schnell heraus, dass das Leistungsniveau weltweit neu verteilt ist, erstmalig waren nichteuropäische Länder im Viertelfinale vertreten, davon drei aus Asien. Viertes nichteuropäisches Land war Brasilien, das mit einer völlig neu aufgestellten, sehr gut ausgebildeten Mannschaft angetreten war und gegen das Deutschland sein Gruppenspiel unerwartet verlor. Der Platz als Gruppenzweiter führte zu einer Halbfinalbegegnung mit Russland, bei der Deutschland eindeutig unterlag. Das war nicht der Plan, eigentlich sollten der 1. Platz in der Gruppe erreicht und damit der Finaleinzug gegen Russland möglich werden. Im kleinen Finale war wiederum der deutsche Sieg gegen Italien eindeutig. Nach wie vor ist die deutsche Futsal Frauenmannschaft ein Medaillengarant, sie muss sich allerdings zukünftig auf Weltniveau mit neuen leistungsstarken Mannschaften auseinandersetzen können, um diesen Erfolg auch weiterhin feiern zu können.
Futsal
Ereignisse werfen ihre Schatten voraus
Drei Großveranstaltungen im eigenen Land stehen im kommenden Jahr auf dem Veranstaltungskalender des DGS.
  • die Handball EM vom 15. bis 23. Mai 2016
  • das traditionelle Deutsche Gehörlosen-Sportfest vom 26. bis 28. Mai Ausrichter ist der GTSV Essen - www.essen2016.de
  • die 3. Leichtathletik Junioren EM vom 25. bis 27. August bei Gastgeber Karlsruhe - www.euro-la2016.de
Weitere Mitteilungen zum Jahr 2015
Juniorsportlerin der Stiftung Deutsche Sporthilfe – Sonderpreis Gehörlosensport, Verleihung im Rahmen der Sektnacht in Bonn:
Nelly und Peggy Steinbach – Beachvolleyball
Die Beachvolleyballerinnen Nelly und Peggy Steinbach
5. Verleihung DGS Sports Trophy bei der DGS Sport Gala im Rahmen des Verbandstages in Essen
Bester Sportler: Simon Wildnhayn – Bowling
Beste Sportlerin: Felicitas Merker – Leichtathleastian Klotz – Bowling Trio Herren
Bester Nachwuchs: Annalena Moll – Tischtennis
Bester Trainer: Manfred Zisselsberger – Sportschießen, Gewehr
Herzlich willkommen!
Wir begrüßen neu in unseren Reihen:
Jan Wegener – Fachwart Basketball (bereits 2014)
Jan Stürenburg – Fachwart Schwimmen (bereits 2014)
Dieter Beckenbauer-Wenig – Fachwart Volleyball
Peter Maiershofer – Trainer Volleyball Herren
Peter Neumann – Trainer Bowling
Die Neuen beim DGS
Danke!
Wir verabschieden uns von folgenden Sportlerinnen und Sportlern, Funktionären und Trainern, die dieses Jahr ihren Abschied aus den Nationalmannschaften und Ämtern genommen haben und danken für ihre Leistungen und ihr Engagement, das entscheidend bleibt für den Erfolg des Verbandes:
Stefanie Ziegler – Fußball/Futsal
Nicole Loeck – Fußball/Futsal
Fatma Alkan – Fußball/Futsal
Susana Lopéz-Sanchéz – Futsal
Dieter Link – Sportschießen
Manuela Rother – Sportschießen
Ingo Schweinsberg – Sportschießen
Jutta Schweinsberg-Rott – Sportschießen
Marion Zimmermann – Sportschießen
Abschied vom DGS
Wir danken den ehrenamtlichen Mitarbeitern im DGS, die mit ihrem Engagement in den Landesverbänden und Sparten aktiv mitgewirkt haben. Auch möchten wir an dieser Stelle gegenüber den großzügigen Sponsoren des Verbandes unsere Wertschätzung und unseren Dank zum Ausdruck bringen und nicht zuletzt allen Förderern und Freunden des Gehörlosensports, dem Bundesministerium des Innern und der Stiftung Deutsche Sporthilfe.
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