Endspiel Fußball-DM
Peter Fiebiger
Datum: 02. Juni 2007
Endspiele der Deutschen Gehörlosen Fußballmeisterschaft
Jugend: GTSV Essen - HSC Schleswig 7:1 (2:0)
GTSV Essen glückte Titelverteidigung
Der GTSV Essen bestätigte eindrucksvoll seine Favoritenstellung im Endspiel um die Deutsche Jugend – Fußballmeisterschaft gegen die Mannschaft des HSC Schleswig. Auf dem Braunschweiger Jahnplatz zeigten die Essener von Beginn an den druckvolleren Fußball. Die Mannschaft vom HSC Schleswig fand kaum ein Mittel zur Entlastung und wurde mehr und mehr in ihrer eigenen Hälfte eingeschnürt. Zwangsläufig fielen dann schon sehr früh, in einem Doppelschlag (13. und 14. Min.), die Tore zur 2:0 Führung durch den Essener Stürmer Benjamin Christ. Danach verflachte das Spiel ein wenig. Die Mannschaft aus Schleswig gab nicht auf und versuchte mit einigen Kontern den Anschluß zu erzielen. Die Essener Abwehr stand aber hinten sehr sicher. Und immer wieder Benjamin Christ. Immer wenn er vor dem Tor des Gegners auftauchte, brannte es lichterloh im Strafraum des HSC. Trotz vieler Chancen fiel aber bis zum Pausenpfiff kein weiteres Tor.
Gleich nach der Pause fiel schon die Vorentscheidung. Wieder war es Benjamin Christ, der in der 43. Minute die Kugel im Tor von Schleswig unterbrachte. Wenig später, schon in der 51. Minute, schaffte Alexander Pelus das 4:0. Das Spiel war gelaufen. Die wenigen Entlastungsangriffe der Schleswiger waren entweder sichere Beute des Essener Torhüters Christian Bölker oder wurden schon vor dem Strafraum abgefangen. Dabei schlichen sich viele kleine Ruppigkeiten ein und der sicher leitende Schiedsrichter musste einige gelbe Karten verteilen. Schleswig verlor sogar in der 58. Min ihren Stürmer Dalibor Hrustik durch einen Platzverweis (gelb/rot). Dann die 63. Minute: erst ein weiterer Platzverweis für Schleswig, denn Joel Lahus musste wegen mehrfachem Foulspiel mit gelb-rot den Platz verlassen. Gleich im Anschluß fiel das 5:0 durch Oktay Yerdi. Mit nur 9 Mann schafften die Schleswiger in der 65. Min. durch Eugen Bober sogar das 5:1. Es sollte das Ehrentor bleiben. Die dezimierte Mannschaft aus Schleswig hatte kaum noch etwas entgegenzusetzen. Zwangsläufig fielen weitere Tore. Das 6:1 in der 66. Min durch den Auswechselspieler David Plank und den Schlusspunkt setzte wieder einmal Benjamin Christ, der zum 7:1 Endstand in der 73. Min abschloss. Mit seinen 4 Toren rechtfertigte er seine Berufung in den Kader der Gehörlosen-Nationalmannschaft, die in einer Woche zu den Europameisterschaften der Gehörlosen nach Portugal fliegt. Bester Schleswiger war zweifelsohne Torhüter Nils Jensen, der seine Mannschaft vor einer höheren Niederlage bewahrte.
Dem GTSV Essen gelang nach 2002, 2003, 2006 nun in Braunschweig der 4. Titelgewinn. Es zeigt, dass dort im Verein sehr gute Jugendarbeit betrieben wird.
GTSV Essen: Bölker, Both, Kleine Demir, Rohwedder, Pelus, Degener, Bednarek, Yerdi, Suslik, Christ. Auswechselspieler: Plank, Kowalenko, Hoffman T., Hoffmann D.
HSC Schleswig: Jensen, Petrowski, Lukas, Lahus, Holm, Franek, Berg, Dethloff, Bober, Hrustik, Rösler. Auswechselspieler: Bager, Fröhlich
Tore: 1:0 Christ 13 Min.; 2:0 Christ 14. Min; 3:0 Christ 43. Min.; 4:0 Pelus 51. Min.; 5:0 Yerdi 63. Min.; 5:1 Bober 65. Min.; 6:1 Plank 66. Min.; 7:1 Christ 73. Min.
Herren: GTSV Frankfurt - GSC Nürnberg 1:3 (1:1)
GSC Nürnberg nach 47 Jahren erstmals wieder Deutscher Gehörlosen Fußballmeister
Seinen 8.Meistertitel konnte der GSC Nürnberg, in der seit 1920 ausgespielten Fußballmeisterschaft der Gehörlosen, am 2. Juni 2007 in Braunschweig erringen. Im Endspiel um die Deutsche Gehörlosen Fußballmeisterschaft auf dem Braunschweiger Jahnplatz bezwang die Elf aus Franken den GTSV Frankfurt mit 3:1 Toren.
Doch bevor die Mannschaften zum Endspiel antreten konnten, gab es erhebliche Hindernisse zu überwinden. Mit mehr als 2stündiger Verspätung musste die Partie angepfiffen werden, denn beide Mannschaftsbusse standen trotz rechtzeitiger Abfahrt auf der A7 in stundenlangen Staus fest. Für 16.00 Uhr war das Endspiel angesetzt. Knapp 400 Zuschauer und das Schiedsrichtergespann wurden auf eine harte Folter gespannt. Immer wieder wurde mit den Bussen telefoniert oder zahlreiche SMS signalisierten den Fortschritt auf der Autobahn. Mit mehrstündiger Verspätung trafen dann beide Mannschaften in Braunschweig ein und das Endspiel konnte um 18:15 Uhr beginnen.
Von Beginn an war die Frankfurter Elf die bestimmende Mannschaft und zeigte ein schnelles und druckvolles Angriffsspiel. Die Nürnberger waren davon etwas überrascht und ließen sich in die Defensive drängen. Nach ca. 20 Minuten fingen sich die Nürnberger, kamen ihrerseits zu sehenswerten Ballstafetten und auch zu Torchancen. In diese Druckphase fiel dann etwas überraschend das 1:0 für Frankfurt. In der 33. Min. konnte Mesut Can einen Freistoss um die Nürnberger Mauer zirkeln und dem Nürnberger Torhüter nur das Nachsehen lassen. Der GSC Nürnberg ließ sich davon nicht beeindrucken und setzte seine Angriffe auf das von Thomas Anton gehütete Frankfurter Tor fort. Postwendend fiel dann in der 35. Minute der vom Nürnberger Anhang viel umjubelte Ausgleich. Halil Sariyildiz konnte einen schnellen Angriff mit einem Aufsetzer aus ca. 20 Metern im Tor unterbringen. Keine Chance auf dem regennassen Boden für Nationaltorhüter Thomas Anton. Bei diesem Spielstand blieb es dann bis zur Pause. Langsam wurde es dunkel, denn graue Regenwolken machten sich über dem Platz breit. Schon überlegte man, das Flutlicht einzuschalten.
Nach der Pause, der Regen blieb aber aus, sahen die knapp 400 Zuschauer ein gleichwertiges Spiel beider Mannschaften, dass sehr fair geführt wurde. Der Landesliga-Schiedsrichter Ingo Bischof hatte kaum Probleme und leitete mit seinem Gespann die Partie außerordentlich sicher. Beide Mannschaften kamen in der Folge zu einigen Chancen, aber zu keinen weiteren Toren. Die lange Busfahrt schien beiden Mannschaften erhebliche Probleme zu bringen, denn das Spiel verflachte zunehmend. Die zahlreichen Anhänger beider Mannschaften versuchten ihre Teams nach vorn zu peitschen und wollten sich nicht auf eine drohende Verlängerung verlassen. Dann in der 82. Minute die Vorentscheidung. Der Nürnberger Stürmer Yildiray Birinci nutzte eine Unachtsamkeit in der Frankfurter Abwehr und brachte den Ball im Frankfurter Tor unter. Nun waren die Frankfurter wieder hellwach und drängten auf den Ausgleich. Das brachte auf der anderen Seite Chancen zum Kontern für die Nürnberger. In der 89. Minute die Entscheidung. Ein langer, aus der Abwehr herausgeschlagener Ball erreichte einen scheinbar im Abseits stehenden Nürnberger Stürmer. Der Linienrichter winkte kurz mit der Fahne, aber ein anderer Nürnberger Spieler von hinten kommend nahm den Ball an. Somit eine passive Abseitsstellung, der Schiedsrichter entschied auf Weiterspielen. Die Frankfurter etwas verwirrt vom Linienrichter, dachten es wäre Abseits und konnten Werner Sigli am Torschuss nicht mehr hindern. Heftige Proteste prasselten auf den Linienrichter nieder, der sich aber regelkonform verhalten hatte. Etwas schade für die Frankfurter, die sich nun dem Schicksal ergeben hatten.
Insgesamt war es ein verdienter Sieg der Nürnberger, die eine kompaktere Elf auf dem Platz hatten. National-Libero Nico Lehr ließ hinten kaum etwas anbrennen. Allerdings hätten die jüngeren Frankfurter etwas mehr aus ihren Chancen machen müssen.
Nach 47 Jahren wieder einmal Deutscher Gehörlosen Fußballmeister. Riesige Freude bei den Nürnberger Fans, die nach Spielschuss auf Feld stürmten. Gleich im Anschluss daran fand in der Dämmerung die Siegerehrung statt. Beide Mannschaften und das Schiedsrichtergespann wurden mit Medaillen ausgezeichnet. Spielführer Nico Lehr konnte viele Ehrenpreise, wie von der Landesregierung, der Stadt Braunschweig, vom NFV Kreis Braunschweig und zuletzt den Meisterpokal triumphierend aus den Händen von Dieter Wickert und Jens Becker (Sparte Fußball) entgegennehmen.
Für die eingesetzten Nationalspieler Nico Lehr, Alexander Straub (Nürnberg) Thomas Anton und Sven Friedrich (Frankfurt) wurde es eine kurze Feier, denn schon am nächsten Tag mussten sie zum Lehrgang der Gehörlosen Fußball-Nationalmannschaft anreisen, um sich auf die kommende Europameisterschaft vorzubereiten. Vom 10. bis 24. Juni 2007 wird Deutschland als Titelverteidiger in Portugal in der Vorrunde auf die Mannschaften von Frankreich, Cypern und Dänemark treffen.
GTSV Frankfurt: Thomas Anton, Tobias Scheuerer, Tobias Bläschke, Sven Friedrich, Leon Lüddicke, Dennis Nagel, Oliver Schiemann, Mesut Can, Stefan Lepper, Edris Soughani, Benjamin Schweda. Auswechselspieler: Christoph Perner, Omar Daraz, Alberto Scheuerer, Efstratios Selpessis, Mohamed Seraji.
GSC Nürnberg: Sebastian Wagner, Werner Sigli, Michael Müller, Nico Lehr, Alexander Straub, Carsten Koch, Halil Sariyildiz, Günther Oppel, Yildiray Birinci, Timmy Eggert, Jan Schulze. Auswchselspieler: Tobias Wenk, Michael Wenk, Marco Ries, Bernhard Klieber, Ralf Große
Tore: 1:0 Mesut Can 33. Min.; 1:1 Halil Sariyildiz 35. Min.; 1:2 Yildiray Birinci 82. Min.; 1:3 Werner Sigli 89. Min.
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