Basketball-EM 2008
Anne Köster / Katja Kluttig
Datum: 06. Juli 2008
9. Gehörlosen Basketball-Herren- und
5. Gehörlosen Basketball-Damen-Europameisterschaften 2008

in Bamberg/GER vom 20. bis 28. Juni 2008
Abschlussbericht
Mit 12 Herren- und 8 Damenmannschaften waren die Basketball-Europameisterschaften der Gehörlosen 2008 eine gut besetzte Veranstaltung. Bamberg stellte sich als ausgezeichnete Wahl für die Austragung heraus, da zum einen durch die JAKO-Arena eine exzellente Umgebung für eine internationale Sportveranstaltung gegeben war und zum anderen die Stadt als Basketball-Hochburg gilt und damit sowohl Ausrüstung als auch Publikum für diese Sportart zu bieten hat. Das wurde auch von den angereisten Delegationen immer wieder bestätigt.
Abgesehen von der spartenspezifischen Betreuung des Turniers durch Fachleute aus dem gehörlosen wie dem hörenden Bereich gab es viele kleine Highlights im Rahmenprogramm, die diese Veranstaltung auszeichneten. So konnten zwei Cheerleader-Teams, die Bamberg Wild Tigers und die Bamberg Pirates gewonnen werden, die im Verlauf der Europameisterschaften immer wieder zu einzelnen Spielen auftraten und dabei verschiedene Mannschaften anfeuerten. Der Gehörlosen-Sportverein Bamberg e. V. bot sich mit seinen Mitgliedern in allen Bereichen für die Unterstützung der EM an, besorgte den Fahrdienst und organisierte am Rande des Turniers weitere Begegnungsmöglichkeiten für die gehörlosen Delegationen aus ganz Europa. Insbesondere verdiente sich der Shuttledienst mit den von Volkswagen gestellten Bussen große Anerkennung und Lob aller Länder.
Sportlich wurde auf sehr hohem Niveau gespielt. Im Endspiel der Herren zwischen Titelverteidiger Slowenien und dem heimlichen Favoriten Litauen hielt das Publikum immer wieder den Atem an. Gerade die Slowenen hatten eine nicht unerhebliche Fangemeinde mitgebracht, die ihre Mannschaft lautstark unterstützte. Dennoch reichte es nur für den Vizetitel. Neuer Europameister bei den Herren ist Litauen, Dritter die vormaligen Silbermedaillen-Gewinner aus Griechenland.
Das Damen-Endspiel brachte keine Überraschung, wieder trafen Schweden und Litauen aufeinander und wieder gewannen die Schwedinnen. Den Dritten Platz belegte auch hier die Mannschaft aus Griechenland.
Auch die deutschen Frauen- und Herren-Nationalmannschaft nahm am Turnier teil. Nachdem sie in den vergangenen vier Jahren Trainerwechsel erfahren hatten und neu aufgebaut worden waren, sollten sie bei den Europameisterschaften zeigen wie weit sie sich entwickelt hatten und auch welche Aussichten für eine Teilnahme an den Sommer-Deaflympics 2009 in Taipeh bestehen.
Mit einem starken Spiel erreichten die Herren einen knappen Sieg gegen Italien. Mit Griechenland hatten die deutschen Herren eine weitere starke Mannschaft in ihrer Vorrundengruppe. Im entscheidenden Spiel um den Gruppensieg unterlagen sie mit nur 5 Punkten den Griechen und erreichten als Zweiter die Zwischenrunde, in der sie beide Spiele, gegen Spanien und die Ukraine, leider verloren. Mit nur einem Sieg wäre das angepeilte Ziel, Platz 5 oder 6 möglich geworden. Die Leistung im Spiel gegen Spanien entsprach nicht den Erwartungen der Trainer Hundt/Rabast und mit dem letzten Gruppenplatz traf das deutsche Team dann im Viertelfinale auf den Favoriten Slowenien. Wenn es ein Spiel der Deutschen im Turnier gab, das wirklich Aufsehen erregend war, dann dieses. Ohne sich Chancen auszurechnen wurde hier schöner Basketball gespielt. Die Mannschaft bewies endlich einmal den erwarteten Charakter und kämpfte gegen den Favoriten, in dessen Mannschaft immerhin 2 Profis spielten. Auch wenn es nicht zu einem Sieg reichte, zeigte das Spiel die andere Seite der deutschen Mannschaft, das Ergebnis einer erfolgreichen Weiterentwicklung, die in den Spielen gegen weniger überlegene Gegner nicht angewendet werden konnte. Nach Licht und Schatten und einer weiteren nicht notwendigen Niederlage gegen Israel landete das DGS-Team auf Platz Sieben, ein Resultat, das den Verlauf der EM nur unzureichend widerspiegelt, denn der Abstand zur europäischen Spitze ist erheblich verkleinert worden. Hinter den spielstarken Litauern und Slowenen ist ein Feld von 7 bis 8 Nationen entstanden, wo jeder jeden schlagen kann.
Die deutschen Damen konnten sich nach hohen Niederlagen gegen die Ukraine und Litauen noch gegen Polen durchsetzen, erreichten damit den dritten Gruppenplatz und verfehlten den Einzug ins Halbfinale. Im Spiel um die Plätze 5 bis 8 konnten sie Russland und Weißrussland schlagen, was am Ende für Platz Fünf genügte. Um auf dem Niveau der vier Halbfinalisten Schweden, Litauen, Griechenland und Ukraine mitspielen zu können, ist es hier noch ein weiter Weg.
Die EDSO-Flagge, die für zehn Tage die JAKO-Arena schmückte, konnte bei der Abschlusskundgebung noch nicht an das nächste Gastgeberland weitergereicht werden. Interesse bekundeten die Türkei und Italien, allerdings konnte nur die Türkei die notwendigen Dokumente vorlegen. Italien will es in Kürze nachholen, so dass Karl-Werner Broska, Präsident des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes, sie vorerst an EDSO-Mitglied Vasyl Sandugei überreichen musste. Endgültig wird der nächste Ausrichter beim kommenden EDSO-Kongress im September 2008 bekannt gegeben.
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