2. Gehörlosen Leichtathletik WM
Text: A.Köster, Fotos: DGS Archiv
Datum: 25. Juli 2012
2. Gehörlosen Leichtathletik WM
13. – 22. Juli 2012 in Toronto/CAN
Medaillenhoffnung für Deutschland erfüllt sich nicht
 
Größte Medaillenhoffnung für Deutschland war die Hagenerin Jessica Urbanski. Mit 12.30 sec. hält sie den Juniorenweltrekord, sie ist amtierende Europameisterin und Hallen Europameisterin. Sie hatte sich dieses Jahr mit einer Zeit von 12.55 sec. auf Rang 5 für die WM Teilnahme qualifiziert und erlief sich in Kanada in einem Teilnehmerfeld von 19 Sprinterinnen als Erste in ihrem Halbfinallauf mit 12.84 sec. die Teilnahme im Endlauf. Hier machte sich bemerkbar, dass Urbanski im vergangenen Jahr auf Grund der Umstände in ihrer schulischen Ausbildung nicht das Trainingspensum absolvieren konnte, dass zum Erreichen eines Medaillenrangs auf Weltniveau notwendig gewesen wäre. Mit einer Zeit von 12. 78 sec reichte sie weder an ihre besten Zeiten noch an die Leistung der anderen Sprinterinnen heran. Girat Suslaidy Rivero aus Kuba holte sich den Titel mit überlegenen 11.84, gefolgt von Beryl Atieno aus Kenia mit 12.34 sec., umso ärgerlicher für Urbanski, die in diesem Rennen mit ihrer Weltrekordzeit vom 12.30 sec den 2. Platz belegt hätte. Über 200 m blieb Urbanski chancenlos, die Konkurrenz war zu stark. In ihrem Vorlauf ging sie als 5. durchs Ziel, eine Finalqualifikation war nicht zu schaffen.
 
Georgina Schneid aus Zorneding und die Grevenbroicherin Felicitas Merker traten gemeinsam im Siebenkampf an. Sie verkauften sich in einem Gesamteilnehmerfeld von sieben Athletinnen insofern nicht schlecht, da sie sich an Elena Uzunova aus Bulgarien und der Russin Ilona Stanko vorbei Rang 4 für Schneid und Rang 5 für Merker erkämpften. Merker lieferte über 200 m und im Weitsprung Bestleistungen, Schneid steigerte sich über 800 m., in ihrer Paradedisziplin über 100 m Hürden belegte sie den dritten Platz. Beide deutschen Siebenkämpferinnen scheiterten wie auch Uzunova und Shtanko im Hochsprung und verloren dadurch wertvolle Punkte. Unschlagbar blieb die 18 jährige Russin Anastasia Klechkina, die mit 4778 Pkt. alle Konkurrentinnen weit hinter sich ließ.
Für die in Europa erfolgreichen deutschen Leichtathletinnen war dieser Wettkampf in Hinblick auf die 22. Sommer Deaflympics im kommenden Juli in Sofia/BUL eine wertvolle Erfahrung um zu sehen, wo sie im direkten Vergleich auf Weltniveau stehen. Zu den bekannten europäischen Größen wie Kairit Olenko kommen Spitzensportlerinnen wie Beryl Atieno aus Kenia oder die Kubanerin Rivero hinzu, die allein 4 neue Weltrekorde aufstellte und 3 der 4 Goldmedaillen für Kuba einfuhr.
 
Bei den Männern trat als deutscher Favorit Daniel Helmis aus Malchin über 800 m und 1500 m an. Den ersten Start hatte Helmis über 1500 m. Er qualifizierte sich für den Finallauf und musste nun gegen alle drei Topläufer aus Kenia und seinen europäischen Erzrivalen Rafal Novak aus Polen das Rennen machen. Mit dem Versuch, gleich von Anfang an mit den laufstarken Kenianern mitzuhalten, startete Helmis zu schnell ins Rennen, er hatte dadurch schon früh mit einer Übersäuerung seiner Muskeln zu kämpfen. Um dieses Rennen noch mit einem Medaillenrang zu entscheiden, hätte er seine Qualifikationszeit von 4:01.08 min unterbieten müssen. Trotzdem er keine Sekunde ans Aufgeben dachte – Novak beendete seinen Lauf nicht – durchlief er das Ziel als Fünfter, knapp fünf Sekunden hinter dem viertplatzierten Russen Alexey Silaev.
Seine zweite Medaillenchance hatte Helmis über 800 m. Es waren ursprünglich 25 Läufer gemeldet, tatsächlich starten in zwei Vorläufen dann nur noch 14. Schon da wurde offensichtlich, dass sowohl Kenia mit drei starken Teilnehmern als auch Russland die Nase vorn haben würden. Leider befolgte Helmis die Anweisungen von Trainer Irle nicht, die erste Runde wurde verbummelt und Helmis musste sich auf den letzten Metern auf einen Spurt mit Michael Saalfeld aus den USA und Roman Kulikov aus Russland einlassen, den er um Haaresbriete verlor. Im zweiten Vorlauf machten sich die Teilnehmer die Bummelrunde des ersten Laufs zu Nutze und Helmis verpasste seine Finalqualifikation.
 
Für den erfahrenen und motivierten Athlet aus Weil der Stadt, Thomas Göpfert, lag eine Weltmeisterschaftsmedaille in Kanada nicht in Reichweite. Über 10000 m starteten 12 Läufer, darunter die vier Läufer aus Kenia, die alle im Wettkampf ihre Qualifikationszeit halten bzw. verbessern konnten. Aus Russland brachen drei Läufer den Lauf ab, ebenso Rafal Novak aus Polen und der Inder Sharma Kuldeep. Allein zwei Europäer hatten das Standing ihren Lauf zu beenden, Thomas Göpfert und der Schwede Otto Kinstedt, den Göpfert auf Platz 7 verwies. Die Trainer mussten neidlos anerkennen, dass die Leistung der Läufer aus Kenia in einer „anderen Dimension“ liegt. Das hätte sich sicher auch im 5000 m Lauf erneut gezeigt, der Umstand, dass sich die Kenianer um ihre Startberechtigung brachten, indem sie sich nicht im Call Room meldeten führte dazu, dass eine realistische Wettbewerbssituation auf Weltniveau nicht zu Stande kommen konnte. Der einzige Nichteuropäer, der startete und den Lauf auf Platz vier beendete war der Japaner Koichiro Yamanaka, dominiert wurde das Rennen von Russland mit drei Gewinnern. Göpfert belegte mit 15:48.52 min den 5. Platz.
In Kanada stellt sich wieder heraus, dass die Leistungssteigerung in der Leichtathletik weltweit für Deutschland eine Herausforderung bleiben wird. Medaillenränge zu erreichen erfordert eine konzentrierte Trainingsleistung mit einem gezielten Konzept, um im Wettkampf an die Weltspitze anknüpfen zu können. Noch einmal in Hinblick auf die 22. Sommer Deaflympics im kommenden Jahr, ist eine Leistungssteigerung der Deutschen Leichtathletik Elite notwendig, denn die Konkurrenz, die diesmal dabei war, wird auch im kommenden Jahr beim Höhepunkt des Gehörlosensports wieder an den Start gehen.
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