2. Fußball-WM 2012 in Ankara
2. Fußball Weltmeisterschaften der Gehörlosen
16. – 29. Juli 2012 in Ankara/TUR
Frauen-Mannschaft:
Alle-man-Ja – Sieg
Das war das Motto, der Frauen-Nationalmannschaft und immer wieder Ansporn auf dem Weg zur Bronzemedaille.
Es ist immer noch schwer, im Gehörlosen-Frauenfußball ausreichend Mannschaften für eine Weltmeisterschaft zusammen zu bekommen. In vielen Ländern, auch im Gastgeberland Türkei, gibt es nur wenig Frauen, die Fußball spielen. Andere wiederum haben nicht die Mittel, um an einer WM teilzunehmen, weil sie an den Deaflympics teilnehmen wollen und dafür ihre Mittel einsetzen. Am Ende waren es nur fünf Mannschaften, die den Titel unter sich ausgetragen haben.
Die US Amerikanerinnen konnten den Titel ohne Niederlage gewinnen und sind damit auch Favorit für die Deaflympics 2013. Den zweiten Platz belegten die Russinnen, die nur den Amerikanerinnen unterlagen. An diesen beiden Teams müssen sich die deutschen Frauen messen und das Spiel gegen Russland hat gezeigt, dass man diese Mannschaft auch schlagen kann. Nah dran sind jetzt auch die Polinnen, die bei diesem Turnier sehr viel gelernt haben, abgeschlagen hingegen die Japanerinnen.
Zwei Pflichtsiege gegen Polen und Japan ebneten den Weg zur Medaille. Unglücklich und in der Höhe nicht verdient war die 0:8 Niederlage gegen die USA. Doch die Chancen auf den Einzug ins Finale blieben trotzdem, da die USA Russland bereits geschlagen hatte, aber dafür mussten die Russinnen besiegt werden. In diesem wichtigsten Spiel des Turniers, das aufgrund der hohen Temperaturen von bis zum 45 Grad alles von den Spielerinnen forderte, zeigten die deutschen Frauen, welches Potenzial in der Mannschaft steckt. Diszipliniert und geduldig warteten die Deutschen auf ihre Torchancen, leider waren es die Russinnen, die die Führung erzielten. Somit mussten die Deutschen ihre defensive Einstellung ändern, erzielten auch ihre Tore, doch einige unglückliche Abwehrparaden der Torfrau führten zur 5:2 Niederlage und damit zum Spiel um Platz 3, das souverän gegen Polen gewonnen wurde.
Jubel über den dritten Platz
Der Umbau im Team wird bis zu den Deaflympics 2015 noch weiter geführt. Einige der jungen Spielerinnen haben schon bewiesen, dass ihre Nominierung gerechtfertigt war. Eindruck hinterließ die 15jährige Nina Schlindwein. Wenn sie weiter diszipliniert trainiert und sich entwickelt, wird sie eine vielversprechende Zukunft haben. Aber auch Nina Cainelli, Julia Öfele und Jennifer Menard zeigten gute Ansätze und die 19jährige Laura Bovermann bewies ihre Stärken nicht nur in der Abwehr.
Trainerin Silke Frank verlässt das Team aus beruflichen Gründen. Trainerin Andrea Girruleit tritt in ihre Fußstapfen und der DGS bemüht sich, ihr eine zweite Trainerin an die Seite zu stellen.
Aufgebot Frauen:
Torhüterinnen: Christina Gebhard (GSV Hildesheim), Nicole Loeck (GSV Darmstadt)
Fatma Alkan (GSV Aachen), Laura Bovermann (GTSV Essen), Luise Broedner (Dresdner GSV), Nina Cainelli (GSV Freiburg), Melissa Gracic (GTSV Essen), Laura Hesseln (GTSV Essen), Melania Kaminski (GSV Darmstadt), Stefanie Krausen (GTSV Essen), Jennifer Menard (Hamburger GSV), Laura Möller (Kölner GSV), Julia Öfele (GSV Augsburg), Jana Rerich (GTSV Essen), Nina Schlindwein (GSV Freiburg), Anja Schorer (GSV Augsburg), Kathleen Seifert (Dresdner GSV), Deborah Skorupka (Hamburger GSV)
Betreuerstab:
Delegationsleitung: Vizepräsident Günter Freßmann,
Trainerinnen: Silke Frank, Andrea Girruleit,
Mannschaftsbetreuung: Sonja Naber, med. Betreuung: Jakob Gathmann
Männermannschaft:
Titelverteidigung misslungen, deutsche Fußballer gehen leer aus
Vollkommen misslungen ist die Titelverteidigung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft der Männer, die sich in diesem Jahr mit dem unbefriedigenden fünften Platz begnügen muss. Etwas unglücklich verlief die Vorbereitung auf das Turnier, da zurzeit der Lehrgangsplanung noch nicht feststand, ob die deutsche Mannschaft in diesem Jahr noch die Qualifikation für die Deaflympics spielen muss. Die EDSO hat sich hier nicht gerade mit einer guten Planung hervorgetan. Es gab nur zwei Lehrgangsmaßnahmen, die letzte im Juni und die Spieler kamen alle aus der Sommerpause, so dass sich Trainer Zürn bei der Nominierung auf die Eindrücke des letzten Lehrgangs verlassen musste.
Am 14. Juli kam die Mannschaft aus dem kalten Deutschland in Ankara an und bereits am 16. Juli trat sie zum Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Türkei bei 37 Grad und strahlendem Sonnenschein an. Eine Umstellung, die wohl auch für Profis nur schwer zu verkraften ist. Nach einer schnellen 1:0 Führung in der 6. Minute spielte die Mannschaft die erste Halbzeit souveräne herunter. Vielleicht zu siegessicher gingen sie in die zweite Halbzeit in der die Türken in der 47. Min. den Ausgleich und in der 58. Min. das Siegtor schossen. Ein gutes Spiel, das leider verloren ging.
Danach folgten zwei Pflichtsiege gegen die USA und Korea und der zweite Gruppenplatz war gesichert. Im Viertelfinale wartete dann mit Ägypten ein unbekannter Gegner, der den Deutschen das Leben schwer machte. Nach einer schweren Fehlentscheidung des türkischen Schiedsrichters, der einen verwandelten Freistoß - warum auch immer - wiederholen ließ, kippte das Spiel, das bis dahin nach einem Sieg für Deutschland aussah, zu Gunsten der Ägypter. Das DGS-Team fand nicht mehr zu seinem Spiel zurück, war unkonzentriert, keiner der Spieler konnte seine Leistung abrufen und zwei unglückliche Paraden des Torhüters brachten den Ägyptern den Einzug ins Halbfinale. Eine grausame Erfahrung für das Erfolgsverwöhnte deutsche Team und zum ersten Mal in seiner Karriere verpasste Trainer Zürn den Einzug ins Halbfinale.
Bei den noch ausstehenden Spielen um Platz fünf nutzte das Trainergespann die Chance, alle Spieler zu testen, neue Taktiken auszuprobieren, um sich auf das Qualifikationsspiel für die Deaflympics im September vorzubereiten. So wurden die Thailänder 4:0 vom Platz gefegt und im letzten Spiel gegen Frankreich (2:0) war Zürn mit fast allem zufrieden. Die Zweikämpfe wurden früh angenommen, auch der letzte Pass kam an und alle taktischen Anweisungen wurden umgesetzt. Keiner zeigte nach dem langen Turnier Schwächen, denn durch die Rotation der vielen gleichwertigen Spieler, waren genug Kräfte vorhanden, um ein tolles Spiel abzuliefern. Umso bitterer war es, dass es nur noch um Platz fünf ging.
Im Finale standen sich die beiden Mannschaften gegenüber, denen Deutschland während der WM unterlag. Die Türkei wurde mit einem 1:0 über Ägypten Weltmeister, im Spiel um Platz 3 besiegte die Ukraine das Team aus Russland mit 4:2.
Fahnenträger Kadir Tatar und Melissa Gracic mit dem Pokal
Die jungen R. Bayer, F. Kaya, T. Berg und K. Bayer brachten mit ihrer lebhaften Art frischen Wind ins Team, wobei Kevin Bayer, der alle Spiele komplett absolvierte, die beste Leistung brachte, zweikampfstark, immer 100% dabei, muss er jetzt jedoch auf dem Boden bleiben und wie alle anderen weiter trainieren. Die beiden Ergänzungsspieler Kottmann und Krämer haben das in sie gesetzte Vertrauen zurückgezahlt und sich gut ins Team eingefunden. Trainer Zürn bedauerte, dass der Spielverlauf ihren Einsatz nur selten zuließ. Nicht ganz so zufrieden stellend war die noch im letzten Jahr sehr gute Leistung von D. Jukovskiy, E. Saighani, M. Christ und F. Trappe, der nur ein einziges gutes Spiel ablieferte sowie des jungen A. Peters. Sie alle konnten, genauso wie K. Heckenberger ihre Leistung nicht zu 100% abrufen. Schwächen zeigten zu Beginn des Turniers auch F. Kieffer und B. Christ, der sich aber im Verlaufe des Turniers steigerte und seine Tore machte. Vorbildlich war die Einstellung von Kapitän S. Friedrich, der aber an seiner Fitness arbeiten muss. Bei den Rückkehrern D. Rotondi und K. Tatar, beeindruckte Rotondi im Spiel gegen die USA mit einer sehr guten Leistung, verletzte sich jedoch Sekunden vor dem Abpfiff und konnte im Verlaufe des Turniers nicht mehr eingesetzt werden. K Tatar, der über seinen Rücktritt nachdenkt, hatte Defizite und war nicht mehr so schnell und dribbelstark wie in den Jahren zuvor. Die Torhüter Chr. Bölker und T. Hafner, zwei grundverschiedenen Typen, kamen beide zum Einsatz, wobei Bölker mit seiner Ruhe und souveränen Leistung überzeugte. Bleibt nur noch der beste deutsche Spieler, Andreas Fischer, um den die Mannschaft beneidet wird und vor dem jeder Gegner großen Respekt hat. Er ist Vorbild mit seinem hundertprozentigem Einsatz und hat ein hervorragendes Turnier gespielt, nicht nur in der Defensive, auch im Spiel nach vorne.
Jetzt gilt es für das Trainergespann Zürn und von der Ruhren, das Team in einem Zweitageslehrgang im September auf das Qualifikationsspiel gegen Irland vorzubereiten. Die Mannschaft hat nur diese eine Chance, um sich für die Deaflympics 2013 vorzubereiten.
Aufgebot Männer:
Torhüter: Christian Bölker (GTSV Essen), Thomas Hafner (GSG Stuttgart)
Robin Bayer (GSV Karlsruhe), Kevin Bayer (GSV Karlsruhe), Tobias Berg (Hamburger GVS) Benjamin Christ (GTSV Essen), Marc Christ (GTSV Essen), Andreas Fisher (GSV Düsseldorf), Sven Friedrich (GTSV Frankfurt), Klaus Heckenberger (GSV Augsburg), Denis Jukovskiy (GVIUS Ingolstadt), Firat Kaya (GSV Karlsruhe), Fillip Kieffer (GSV Freiburg), Mats-Hendrik Krämer (GTSV Frankfurt), Matthias Kottmann (GSV Freiburg), Alexander Peters (GTSV Essen), Daniel Rotondi (GTSV Essen), Edris Saighani (GTSV Frankfurt), Kadir Tatar (GSV Karlsruhe), Fabian Trappe (GTSV Essen)
Betreuerstab:
Delegationsleitung: Sportdirektorin Sabine Grajewski
Trainer: Frank Zürn, Werner von der Ruhren
Mannschaftsbetreuung: Guido Zimmermann,
med. Betreuung: Ralf Leonhardt