7. Radsport-EM in Tolyatti/RUS
7. Radsport Europameisterschaften der Gehörlosen
08. – 15. September 2012 in Tolyatti/RUS
Eine neue Herausforderung für die deutschen Radler!
Erstmals nach sieben Jahren waren unter den Teilnehmern einer internationalen Radsportveranstaltung des Gehörlosensports wieder deutsche Fahrer zu finden. Die Erwartung des Einzelnen an sich selber war hoch, der Wunsch, sich bei dieser ersten Bewährungsprobe des deutschen Gehörlosen Radsports unter den Besten einzureihen, groß. Dementsprechend motiviert traten sie in den vier Rennen an, die für sie auf dem Programm standen.
Es war im Vorfeld schwer, eine Prognose bezüglich der Chancen für die Deutschen zu stellen. Das Ergebnis der EM ist eindeutig. Die Wettkämpfe sowohl im Straßenrennen als auch beim Mountain Bike wurden ungefährdet von den Gastgebern dominiert. Es war keinem anderen Land möglich, einen ersten oder zweiten Platz zu belegen, egal in welcher Disziplin. Die leistungsstarken russischen Fahrer hatten einen im Radsport unschätzbaren Vorteil gegenüber allen anderen Teilnehmern. Die Europameisterschaften fanden auf den Strecken statt, auf denen die meisten von ihnen ihr tägliches Training absolvieren, da sie in Tolyatti ihre sportliche Ausbildung erhalten. Im Ergebnis führt Russland den Medaillenspiegel mit alle erreichbaren Titeln und Vizetiteln in insgesamt sieben Rennen an. Auf dem zweiten Rang liegt Frankreich mit dreimal Bronze, dann kommt Tschechien mit zwei Bronzemedaillen, das Schlusslicht bildet Großbritannien mit einem dritten Platz. „Das Niveau der EM und vor allem der russischen Fahrer war beeindruckend, da möchte ich hin, das muss unser Ziel sein“, so Knuth im Nachhinein, der mit viel neuer Erfahrung wieder nach Hause zurückgekehrt ist.
In allen Wettkämpfen zeigten die deutschen Fahrer immer volle Leistung, bestes Ergebnis erzielte Holger Kleefuß gleich in seinem ersten Rennen mit einem vierten Platz im Sprint und einem siebten im Einzelzeitfahren.
„Meinen größten Erfolg hatte ich selbstverständlich am ersten Wettkampftag. Den vierten Platz hinter dem Deaflympicssieger Toubol zu machen war ein schönes Gefühl. Insgesamt waren wir eine sehr gute Mannschaft, in der sich jeder auf den anderen verlassen konnte, z. B. im Straßenrennen leisteten Steffen und Jan ganze Arbeit. Aber auch der Betreuerstab war ausgezeichnet, Thorsten machte müde Beine wieder munter, Servicemann Sven reparierte Schäden schnell und fachmännisch, Gerald als ehemaliger deutscher Spitzenradler stellte uns taktisch hervorragend auf die Rennen ein und unser Delegationsleiter Ivan Rupcic, ebenfalls ehemaliger Leistungssportler, teilte wertvolle Erfahrungen aus seiner Aktivenzeit mit uns.“
Allen Fahrern gelang es zudem, sich mindestens einmal unter den Top Ten zu platzieren. Jeder von ihnen hat den Wunsch weiter zu machen, durch hartes Training und gesteigerte Wettkampferfahrung den Radsport in Deutschland wieder ganz nach vorne zu bringen. „Mein heutiges Rennen war schnell, atemberaubend und durch den Sturz auch schmerzhaft und wir sind wegen der tollen Führungsarbeit traurig über das Ergebnis. Irgendwie sind aber alle mit der EM zufrieden, unsere Leistung zeigt sich im Ergebnis nicht. Auf jeden Fall wissen wir, wo wir stehen und wir müssen und werden uns für die Zukunft auf ein hartes Training einstellen“, ist Witkowskis Kommentar am letzten Wettkampftag.
Der Dank des Teams gilt nicht nur dem Betreuerstab, sondern auch der unkomplizierten Unterstützung durch den Radsportbund und der Firma Continental für ihre großzügige Versorgung mit dem notwendigen Material.
Abschließend sagt Kern aus Leipzig sagt zum Verlauf und Ergebnis der Rennen: „Sieben Jahre lang gab kein Radsport Team, jetzt sind wir da und wir waren nicht die Letzten! Was ich mir vom Verband wünsche, sind Geduld, Zeit und das Vertrauen, dass wir beim nächsten großen Rennen erfolgreicher sein werden.“
Fahrer:
Holger Kleefuß (GSV Neuwied), Axel Knuth (Berliner GSV), Steffen Kern (GSV Leipzig), Jan Witkowski (GSV Leipzig)
Betreuerstab:
Delegationsleitung: Ivan Rupcic – Vizepräsidenten Leistungssport
Mannschaftsbetreuung: Gerald Mielke-Weyel – Verbandsfachwart, med. Betreuung: Thorsten Heyd, techn. Betreuung: Sven Bemmann