Nachruf Friedrich Waldow
DGS
Datum: 05. Februar 2013
Zum Tod von Friedrich Waldow
Am 31. Januar 2013 verstarb einer der Großen im Gehörlosensport und der Gehörlosengemeinschaft in Deutschland und weltweit: Friedrich Waldow.
1915 in Stettin geboren und mit fünf Jahren ertaubt, besuchte Waldow zunächst die „Taubstummenanstalt“ Stettin und später die Gehörlosenschule in Berlin-Neukölln. Seinen Traum, Lehrer an einer Gehörlosenschule zu werden, konnte er sich Anfang der 30ger Jahre leider nicht erfüllen und machte stattdessen eine kaufmännische Ausbildung.
Friedrich Waldow 2.v.l. in Begleitung von Bundespräsident Carl Carstens, mitte, bei den Weltspielen (heute Deaflympics) 1981 in Köln
Früh fand Waldow zum Gehörlosensport, trat bereits mit 6 Jahren in den Stettiner Gehörlosensportverein ein und wurde dort mit 17 Jahren Dank seiner hohen sprachlichen Kompetenz auch Schriftführer.
Nach dem zweiten Weltkrieg lebte Waldow zunächst mit seiner Familie in Luckenwalde, bis er 1950 die Gelegenheit zur Ausreise nach Westdeutschland bekam und gemeinsam mit Heinrich Siepmann in Mülheim an der Ruhr den Deutschen Gehörlosenverlag gründete.
CISS Präsident Jerald Jordan li. mit Friedrich Waldow
Neben der Herausgabe der Deutschen Gehörlosen-Zeitung engagierte sich Waldow zunehmend für den Deutschen Gehörlosen-Sportverband und übernahm dessen Geschäftsführung.
Aufgrund seines Engagements und seiner Kompetenz auch international anerkannt wurde Waldow 1971 unter Jerald Jordan Vizepräsident des Weltverbandes CISS, des heutigen ICSD.
Nach Heinrich Siepmanns Tod übernahm Friedrich Waldow den Vorsitz des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes, blieb bis 1991 Präsident und wurde anschließend zum Ehrenpräsidenten auf Lebenszeit ernannt.
Einer der sportlichen Höhepunkte in der Zeit von Waldows Präsidentschaft waren die Deaflympics, damals noch „Weltspiele der Gehörlosen“ 1981 in Köln. Nach einer sehr kurzfristigen Übernahme der Organisation, nachdem dem Iran aufgrund von politischen Unruhen im Land die Ausrichtung entzogen wurde, gelang es dem DGS unter der Leitung von Waldow in kürzester Zeit eine eindrucksvolle Veranstaltung zu organisieren und durchzuführen. Selbst der damalig IOC Präsident Juan Antonio Samaranch ließ es sich nicht nehmen, persönlich die Gäste aus aller Welt willkommen zu heißen.
Der Deutsche Gehörlosen-Sportverband verliert mit dem Tod von Friedrich Waldow eine seiner wichtigsten Leitfiguren und wir trauern mit der Familie um einen hoch angesehenen, engagierten und herzensguten Menschen.
Besondere Auszeichnungen:
• 1977 Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen
• 1981 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
• 1983 höchste Auszeichnung des DGS: Heinrich-Siepmann-Plakette
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