Wasserball-EM
Anne Köster/Peter Fiebiger
Datum: 21. September 2006
Katastrophale Umstände erwarteten unsere Delegation in Ungarn!
Als unsere Mannschaft, begleitet vom Vizepräsidenten für Leistungssport Josef Scheitle, Trainer Jochen Steinmaier, Dolmetscherin Anne Köster und Miriam Roth, einer neuen Physiotherapeuten in Budapest mit viel Verspätung am Flughafen ankam, schien die Welt noch in bester Ordnung. Wir wurden freundlich empfangen, es wurden Fotos für die Pässe gemacht, der Bus wartete vor der Tür, um uns nach Vác ins Restaurant zu bringen, wo ein warmes Abendessen auf uns wartete und wir die anderen Delegationen begrüßen konnten. Misstrauisch wurde die deutsche Mannschaft durch die Berichte der anderen Teilnehmerländer, die von einer katastrophalen Unterbringung einem ungepflegten Hotel erzählten und dass sie bereits seit 14 Uhr völlig unbetreut vom ungarischen Gehörlosen Verband in diesem Restaurant saßen, ohne zu wissen, wie es weiter gehen solle.
Als dann anschließend das Hotel in Augenschein genommen wurde, war man nicht bereit, dort zu übernachten. Abgesehen davon, dass nicht die ausreichende Anzahl Zimmer - wie zuvor von der Geschäftsstelle aus gebucht und vom ungarischen Gehörlosensportverband bestätigt - zur Verfügung stand, handelt es sich um ein Motel an einer stark befahrenen Zubringerstraße nach Budapest außerhalb des Ortes Vác mit maximal einem Stern im Gegensatz zu dem gebuchten und bereits im Voraus bezahlten 3-4 Sterne Hotel. Auf Verlangen unseres Delegationsleiters hin wurde ein Beauftragter des ungarischen Gehörlosenverbandes gebeten, sich umgehend um ein angemessenes Hotel zu bemühen. Nach ergebnisloser Diskussion musste er sich vorläufig geschlagen geben, denn unsere Sportler waren nach dem langen Reisetag, der zudem noch von Verspätung von Zug und Flug begleitet war, erschöpft. Der Beauftragte des ungarischen Gehörlosen Sportverbandes wurde aufgefordert, sich am folgenden Tag um eine einer internationalen Spitzensportveranstaltung angemessenen Unterkunft für alle drei Teilnehmerländer zu bemühen.
Untergebracht in unkomfortablen, schmuddeligen Mehrbett- und Doppelzimmern verbrachte die deutsche Delegation die Nacht in dem Vertrauen, die Meisterschaft in den Folgetagen unter verbesserten Umständen austragen zu können.
In der folgenden Schilderung beschränkt sich der Bericht auf eine Aufzählung wesentlicher und unglaublicher Mängel und Vorfälle während der ersten drei Tage des Aufenthaltes unserer Mannschaft in Ungarn:
Ankunft im Schwimmbad: für drei Mannschaften waren für zwei Stunden vier Bahnen reserviert. Erst auf Bitte der deutschen Delegation an den Bademeister konnte dann das gesamte Becken genutzt werden. Keine Anwesenheit eines Verantwortlichen des ungarischen Gehörlosen Verbandes. Nach Verletzung eines unserer Sportler wurden wir nicht von einem Beauftragten des ungarischen Gehörlosen Sportverbandes ins Krankenhaus begleitet, sondern es war wiederum der Bademeister, der seine volle Unterstützung anbot und uns schnell und unkompliziert half.
Am Nachmittag war klar, dass sich der ungarische Gehörlosen-Sportverband nicht um eine angemessen Unterkunft der Gastländer bemühen würde. Sie boten im Ausgleich ein Einzelzimmer für Josef Scheitle, dem Offiziellen der deutschen Mannschaft an, zudem frische Bettwäsche und Verbesserung in der Ausstattung der Zimmer. Aus Mangel an Möglichkeiten lenkte unser Delegationsleiter unter Vorbehalt ein, um die Situation für die Spieler zu entspannen. Der Ausflug nach Budapest fiel ersatzlos und ohne Kommentar aus. Inzwischen hatte sich der Zustand der Zimmer verschlechtert, die sanitären Anlagen waren z. Tl. defekt und Zimmer waren aufgrund von erheblicher Geruchsbelästigung unbewohnbar. Eine alternative Unterkunft wurde weiterhin nicht angeboten, da im Motel alle Zimmer bereits von uns und den Sportlern der Gastländer belegt waren. Der Motelbesitzer sicherte uns jedoch eine schnelle Reparatur zu.
Bis zu diesem Zeitpunkt war von der EDSO (Europäische Gehörlosen-Sport-Organisation) niemand erschienen. Beide Vertreter sowohl Bela Panyi als auch Argyris Fotiou ließen sich aus familiären und gesundheitlichen Gründen entschuldigen.
Dienstag: 1 Spieltag
Nach einer Trainingseinheit am Vormittag ruhten sich die Spieler aus, um dann pünktlich zur Eröffnungsfeier und zum Einmarsch am Schwimmbad einzutreffen. Inzwischen war endlich auch Fotiou von der EDSO eingetroffen.
Nach langem Warten wurde bekannt geben, dass sowohl die Anzeigetafel als auch die 30 Sekundenanzeige nicht funktionierten. Die Trainer und Mannschaftskapitäne einigten sich darauf, dass die Spiele so nicht ausgetragen werden könnten. Istvan Vasak wurde von Fotiou aus Budapest hinzu gebeten, um mit seiner Erfahrung zu unterstützen. Letzten Endes wurde entschieden, dass die Spiele an diesem Tag ausfallen und sowohl Spiele als auch Eröffnungsfeierlichkeiten auf den nächsten Tag verschoben werden mussten. Sollte bis zu dem Zeitpunkt keine funktionierende Anzeige bereit stehen, würden die Meisterschaften ausfallen.
Für die deutsche Mannschaft gipfelten der Stress und die Zumutung am Abend in unhaltbaren Anschuldigungen bezüglich einiger Beschädigungen an den bereitgestellten Bussen. Damit noch nicht genug, wurde einigen Spielern Verschmutzung der sanitären Anlagen vorgeworfen, die nachweislich defekt und nicht wie zugesichert zwischenzeitlich repariert worden waren.
Unabhängig davon, dass eine derart miserable Vorbereitung einer internationalen Sportbegegnung im Gehörlosen Sport noch nie da gewesen ist, ist die deutsche Mannschaft von dem Mangel an Gastfreundschaft der Ungarn enttäuscht. Trotz aller Widrigkeiten ist der Kampfeswille unsere Spieler jedoch ungebrochen und wir alle hoffen, dass wir aus dieser Meisterschaft jetzt erst recht als erfolgreiche Titelverteidiger hervorgehen werden!
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