EuroDeaf 2015 – Football ´s coming home
Text: Reinhard Brandt, Fotos DGS Archiv
Datum: 11. Juni 2015
Das Topereignis des internationalen Gehörlosensports 2015 wirft seinen Schatten voraus: 20 Jahre nach Berlin ´95 richtet der Deutsche Gehörlosen-Sportverband zum zweiten Mal in seiner Geschichte die Fußball-EM der Gehörlosen aus. Erstmals sind wieder 16 Nationen vertreten, ebenfalls zum ersten Mal werden die Europameisterschaften der Männer und Frauen an einem Ort durchgeführt. Die Organisation läuft auf Hochtouren und die gehörlosen Fußballfreundinnen und Fußballfreunde können es kaum erwarten, bis es am 14. Juni endlich losgeht!
Die EM der Frauen findet nach Albena/BUL 2011 erst zum zweiten Mal statt. Leider auch dieses Mal mit einem sehr kleinen Teilnehmerfeld von vier Mannschaften. Großer Favorit dürfte Titelverteidiger Russland sein, der nach dem EM-Titelgewinn 20011 bei den Deaflympics 2013 Silber hinter den USA gewann. Polen, Großbritannien und Deutschland werden die Plätze dahinter unter sich ausmachen, wobei die deutschen Frauen lediglich Außenseiterchancen auf eine Medaillenplatzierung haben. Während man 2011 noch die Britinnen schlagen und damit Silber gewinnen konnte, reichte es bei den Deaflympics in Sofia nur zu Platz 5, während Großbritannien (Bronze) und Polen (4. Platz) das Halbfinale erreichen konnten. Aber wer weiß? Es soll ja gerade im Fußball schon vorgekommen sein, dass ein unbelastet spielender Außenseiter für eine Überraschung gut war. Drücken wir den deutschen Frauen also die Daumen!
Das DGS-Frauen-Team
Bei den Herren sieht die Ausgangslage anders aus. Deutschland besitzt eine Gehörlosen-Fußballnationalmannschaft die gut eingespielt ist! Es ragt zwar kein Einzelspieler heraus, aber die im Fußball typisch deutschen Tugenden – Kampf- und Teamgeist – machen diese seit Jahren kontinuierlich vom Trainergespann Zürn/von der Ruhren aufgebaute Mannschaft zu einem ernstzunehmenden Mitfavoriten auf den Titel. 2003 wurde Deutschland zum ersten und einzigen Mal Europameister, seitdem landete man, wie 1995 bei der ersten Heim-EM in Berlin, häufig auf dem Bronzerang. So auch bei der EM 2011 und den Deaflympics 2013. Beide Male musste man sich im Halbfinale Russland geschlagen geben, 2011 mit 0:1, und bei den Deaflympics 2013 mit 1:4 nach Verlängerung. Dieses Spiel war an Dramatik nicht zu überbieten. Bis hinein in die Nachspielzeit führte Deutschland mit 1:0 bevor den Russen dann in der letzten Spielminute der Ausgleich gelang. Die Moral der Deutschen war gebrochen!
Das DGS-Männer-Team
In Hannover soll der Spieß umgedreht und das „Finale dahoam“ erreicht werden! Verläuft alles nach Plan, trifft Deutschland erst im Finale auf Russland. Sollte jedoch eine der beiden Mannschaften Gruppensieger, die andere nur Gruppenzweiter werden, gibt´s die Partie der Erzrivalen bereits im Viertelfinale.
Großer Mitfavorit auf den EM-Titel ist vor allem die Ukraine, die 2011 bei der EM in Odense sowie bei den Deaflympics 2013 Silber gewann. Ob die politischen Krisen allerdings Auswirkungen auf die ukrainische Mannschaft haben, wird sich herausstellen. Sie hat viele neue Spieler dabei, deren Niveau schwer einzuschätzen ist. Zu den Favoriten zählen ferner auch Großbritannien und die Türkei, die bei den letzten bedeutenden internationalen Gehörlosen-Fußballturnieren stets mindestens das Viertelfinale erreicht haben. Die Türkei war 2012 sogar Weltmeister, was man aber relativieren sollte, da Weltmeisterschaften im internationalen Wettkampfkalender nicht denselben Stellenwert wie Deaflympics, den „Olympischen Spielen“ der Gehörlosen haben.
Gespannt kann man auch auf den deutschen Gruppengegner Italien sein, das im Gleichschritt mit seiner Nationalmannschaft der Hörenden, in den letzten Jahren keine nennenswert guten Ergebnisse aufzuweisen hat. Trotzdem ist diese traditionelle „Fußballgroßmacht“ auf keinen Fall zu unterschätzen.
Die organisatorischen Voraussetzungen sind geschaffen, die Fans des Gehörlosen-Fußball können es kaum erwarten – es kann losgehen!
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