3. Fußball Weltmeisterschaft der Gehörlosen 2016
Text: Anne Köster, Bild: André Brändel/Jens Becker
Datum: 27. Juni 2016
20. Juni bis 02. Juli 2016 in Paestum/ITA
Gruppensieger! GER vs. IRQ 2:0 (0:0)
Das Viertelfinale kann kommen!
Mit der überlegenen Partie gegen Belgien im Rücken ging das deutsche Aufgebot hochmotiviert ins Spiel gegen den Irak, der Knoten war endgültig geplatzt und der Gruppensieg war der Plan.
Angriff vorm irakischen Tor
Eine Doppelehrung gab es vor dem Spiel für Marc Christ und Jukovskiy für 40 Länderspieleinsätze.
Das Spiel beginnt ausgeglichen, aber schon in Minute zehn ist es ausgerechnet M. Christ bei einer Abwehraktion, der dem Irak fast durch ein Eigentor zur Führung verhilft, der Ball landet an der Latte. Zehn Minuten später erhält Nowark seine erste große Chance, Torhüter Al-Hraishawi hält. Die Deutschen bleiben in Aktion, Zapf legt mit einem Paradepass auf R. Bayer vor, der scheitert ebenfalls an Al-Hraishawi. Wieder schießt Nowark aus zweiter Reihe auf das irakische Tor, der Ball geht über den Kasten, eine Minute später agiert R. Bayer ähnlich, Torhüter Al-Hraishawi hält. In der 39. Minute kommt es zu einem beinahe verhängnisvollen Missverständnis zwischen Fischer und Seiberlich, in letzter Sekunde schießt Fischer den Ball zur Ecke. Zalla läuft sich über links frei, schießt, Al-Hraishawi hält. Egal, wie es die Deutschen versuchen und sie versuchen viel, der irakische Hüter lässt sich nicht überwinden. Auch als kurz vor Halbzeitpfiff Zapf am Elfmeterpunkt noch einmal eine perfekte Vorlage von Nowak bekommt, ist Iraks Nummer 1 da.
Dann, endlich, in der 53. Minute macht es M. Christ Jerome Boateng vor, reaktionsschnell verwandelt er den Freistoß von Trappe, der am Pfosten abprallt mit einem beispiellosen Volley aus spitzem Winkel von rechts zum 1:0. Die deutsche Mannschaft setzt ihr Vertikalspiel konsequent fort, die Pässe kommen sauber an, die Verwertung der vielen Chancen lässt bei dem nervenaufreibenden, kräftezehrenden Spiel aber zu wünschen übrig. In der 59. Minute ist der letzte Mann schon überwunden, da kratzt Abdulsattar den von Zalla eingeköpften Ball hauchknapp von der Torlinie. Die irakische Auswahl bekommt ihre erste Großchance in der 60. Minute bei einer Ecke, Seiberlich hält souverän. Für den Gegner läuft die Zeit, sie erhöhen den Druck, in der 65. Minute ergeben sich für den angriffslustigen Abdulsattar gleich zwei aufeinanderfolgende Chancen zum Ausgleich, die er beide knapp am Kasten vorbei schießt. Endlich in der 80. Minute läuft sich R. Bayer frei und im Alleingang sichert er den deutschen Sieg mit dem 2:0 ab, die Mannschaft geht zehn Minuten später mit mehreren schwer angeschlagenen Spielern als Gruppenerster vom Platz.
Die Rasenbeschaffenheit war nach wie vor äußerst bedenklich – hart, trocken und uneben, das Gras ähnelte eher Feldsalat. Das sind Voraussetzungen, unter denen für filigrane Techniker, wie es die Deutschen sind, ein Sieg zu einer besonderen Herausforderung wird. Wie schon beim Spiel gegen Belgien ließen sich die Deutschen nicht von widrigen Umständen bremsen, obwohl es bei unerträglichen 45 Grad auf dem Platz ohne angemessene Trinkpausen körperlich an die Grenzen des Erlaubten ging. Es gab wieder verpasste Chancen zu erfolgreichen Abschlüssen und es führte trotzdem wieder eine geschlossene Mannschaftsleistung mit herausragenden Einzelleistungen zu einem verdienten Sieg. Mit neuem Namenszusatz geht Abwehrspieler Marc ‚Boateng‘ Christ nach seinem Führungstreffer und dem gestrigen EM Sieg der Deutschnationalen in Frankreich zukünftig auf den Platz, Robin Bayer spielte nahezu Weltklassefußball, schnell, ständig in Bewegung, großartig im Umschalten, immer da, wo „es weh tut“ und im Grunde kaum aufzuhalten, bestimmte er das Spiel der Deutschen ganz entscheidend mit, ganz zu schweigen von dem erlösenden 2:0 in der 80. Minute.
Es war ein beinharter arbeitsintensiver Sieg, die Gegner blieben bis zur letzten Sekunde im Spiel, am Ende gewann die bessere Mannschaft. Das Ziel, Gruppenerster zu werden, war erreicht. Heute um 15 Uhr steht Deutschland die USA auf dem Feld gegenüber, ein Gegner auf Augenhöhe, der gegen Japan und Russland eine ausgezeichnete Partie abgeliefert hatte. Klarer Favorit der WM ist in den Augen der deutschen Trainer die Mannschaft aus dem Vereinigten Königreich, die bislang in jeder Hinsicht überzeugte. Weder die gehandelten Favoriten Russland oder die Türkei haben eine derartig eindrückliche Leistung gezeigt.
27.06. Anpfiff GER vs. USA 15 Uhr im Stadion José Guimarães Dirceu di Eboli
weitere Viertelfinalbegegnungen:
RUS vs. BEL
GBR vs. ARG
TUR vs. EGY
Aufstellung GER:
Seiberlich, Jukovskiy, M. Christ (83. Min) Karczewski, Fischer, de Marco, Zapf, Trappe (73. Min) Kralani, K. Bayer (45. Min) Marlon Seeburger, Nowark, Zalla, R. Bayer
Tor: M. Christ #3 – 53. Minute, R. Bayer #12 – 80. Minute
Gelbe Karten: Domenico de Marco #4 (Sperre für das Spiel gegen USA), Dennis Karczewski #13
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