3. Fußball Weltmeisterschaft der Gehörlosen 2016
Text: Anne Köster, Bild: André Brändel/Jens Becker
Datum: 01. Juli 2016
20. Juni bis 02. Juli 2016 in Paestum/ITA
Ein hochverdienter Sieg! GER vs. ARG 3:2 (1:0)
Das Finale kann kommen!
In fast unveränderter Formation ging die deutsche Mannschaft auf den Rasen. Einen festen Platz in der Startelf hatten sich de Marco und Kralani im bisherigen Turnierverlauf erspielt. Gegen Argentinien war man gewarnt, mit Mestre und Alvarez eine starke Mannschaft mit einer doppelten, sehr treffsicheren Sturmspitze, die aber auch nicht vor unsportlichem Verhalten und viel Körpereinsatz zurückschrecken würde. Entsprechend war die Devise, sich mit eiserner Disziplin und Hochdruck auf das Spiel zu konzentrieren, sich nicht ablenken zu lassen, geschweige denn verunsichern.
Szene vor dem argentinischen Tor
Das Spiel ging erwartet druckreich von beiden Seiten los, in Minute neun ergab sich für Nowark die erste Chance zum erfolgreichen Abschluss, der Schuss wurde vom argentinischen Verteidiger in letzter Sekunde zur Ecke abgeblockt. 12 Minuten später hat R. Bayer seine große Chance, mit einer herrlichen Bogenlampe schießt er knapp am linken oberen Eck vorbei. Dann drei Minuten später funktioniert das Zusammenspiel B. Christ und R. Bayer ein weiteres Mal, Christ nimmt eine schöne linke Flanke durch Bayer mit dem Knie und trifft zur deutschen Führung – 34. Spielminute, es steht 1:0. Das Spiel gewinnt an Geschwindigkeit. Knapp nach Anpfiff der 2. Halbzeit verpassen Bayer und Christ die Chance zum 2:0, Christ läuft sich frei, will den Ball an Bayer weitergeben, die argentinische Verteidigung vereitelt den Treffer. Dann in der 62. Minute gelingt dem Gegner der Ausgleich, Grella wuchtet einen Einwurf mit dem Kopf ins deutsche Tor, der Ball fliegt knapp an Seiberlich ausgesteckten Händen vorbei. Das Spielverhalten der argentinischen Mannschaft nimmt an Unsportlichkeit zu, Oviedo sieht Rot nach einem körperlichen Angriff auf Kralani, Argentinien spielt mit 10 Mann weiter. Deutschland bleibt dran, Zalla schießt einen direkten Freistoß an den rechten Pfosten, der Ball kommt zurück zu ihm, Zalla legt nach und Gimenez lenkt zur Ecke ab. Bis zu 90. Minute nimmt das Spiel einen ausgeglichenen Verlauf ohne erwähnenswerte Chance auf beiden Seiten. Die Zeit drängt, beide Mannschaften stehen unter Hochdruck, als Seiberlich durch Herauslaufen den Führungstreffer Argentiniens durch Mestre verhindert, die Deutschen bedrängen das gegnerische Tor durch schnell aufeinanderfolgende Aktionen. Die argentinische Mannschaft reagiert mit erhöhter Aggression und Nehins Foul an Zalla bringt den Deutschen einen Strafstoß ein, den B. Christ in der 103. Minute sicher verwandelt. Die DGS Elf spielt offensiv stark weiter, es kommt zu einem weiteren unangenehmen Aufruhr als Gutierrez R. Bayer im Strafraum grob schubst, er wird in die Kabine geschickt, mit dem folgenden Strafstoß durch B. Christ baut die Mannschaft ihren Vorsprung auf 3:1 aus. Es sind noch 3 Minuten zu spielen, als Trappe die Beherrschung verliert und einen gegnerischen Spieler zu Boden reißt, er wird daraufhin von Hüter Gimenez grob attackiert, der wird mit Rot des Platzes verwiesen, seine Mannschaft steht nur noch mit acht Spielern auf dem Rasen. Argentinien, Mannschaft wie Offizielle, bedrängt den italienischen Unparteiischen, es kommt zu Handgreiflichkeiten. Endlich finden die Spieler zurück aufs Feld, es geht weiter. Kurz vor Schluss kommt es zu einem scheinbaren Foul an Mestre, der Schiedsrichter entscheidet auf Elfmeter für Argentinien, Mestre macht den für Seiberlich unhaltbaren Anschlusstreffer. Dann endlich kommt der Schlusspfiff, dieses Spiel, das einen denkbar unschönen Verlauf genommen hatte, ist zu Ende, Deutschland im Finale!
Mit unverkennbar mehr Spielanteilen und viel Druck in der Offensive hatte Deutschland das Spiel weitestgehend bestimmt. Dabei machte vor allem Kralani seinen Job im Mittelfeld ganz außerordentlich gut, er hielt den Ball im Spiel, gewann seine Zweikämpfe und lieferte nach vorne, das Konzept Kralani - de Marco war vollends aufgegangen. Unter dem Eindruck des unwürdigen Verhaltens der gegnerischen Mannschaft fiel der Jubel über den Erfolg erst einmal gedämpft aus. Trotzdem ist der Sieg hochverdient, gerade, weil es der deutschen Gehörlosenelf gelungen war, bis auf den Aussetzer Trappes, die Ruhe zu bewahren und sich auf ihr Spiel zu konzentrieren. Argentinien muss sich so endgültig von der Chance, Weltmeister zu werden verabschieden, bestenfalls werden sie Weltmeister in unsportlichem Verhalten, ein Titel den sich keiner wünscht.
In der zweiten Halbfinalbegegnung unterlag Russland der Türkei mit 1:0 durch Starspieler der EuroDeaf2015 Esref Metin Su, die Revanche war nicht gelungen. Damit stehen am Samstag um 16:30 im Eboli zwei Weltmeister auf dem Feld, Deutschland 2008, Türkei 2012 – eine Begegnung, die es im WM Finale 2008 schon einmal gegeben hatte, damals hatte Deutschland den Pott im Elfmetschießen geholt. Es verspricht eine gute und spannende Begegnung zu werden.
FINALE: 02.07. Anpfiff GER vs. TUR 16:30 Uhr im Stadion EBOLI
Aufstellung GER:
Seiberlich, Jukovskiy, M. Christ, Fischer, Kralani (112. Min) Marcus Seeburger, Zapf, de Marco, Nowark (76. Min) Trappe, Zalla, R. Bayer, B. Christ
Tore Deutschland: B. Christ #3 – 32. + 75. Minute, Zalla #12 – 85. Minute
Gelbe Karten Deutschland: Kralani #14, de Marco #4, Fischer #5
Tore Argentinien: Lionel Grella #11 – 62. Minute
Rote Karten Argentinien: Flavio Oviedo #6, David Gimenez #1, Braiam Guiterrez #18
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