3. Fußball Weltmeisterschaft der Gehörlosen 2016
Text: Reinhard Brandt, Fotos André Brändel/Jens Becker - Quelle: fussball.de
Datum: 04. Juli 2016
20. Juni bis 02. Juli 2016 in Paestum/ITA
Deutschland ist Vize-Weltmeister!
Der alte und neue Weltmeister heißt Türkei – für Deutschland bleibt Silber!
In einem packenden Endspiel ist es den Türken als Titelverteidiger bei der WM der Gehörlosen gelungen, ihre Vormachtstellung im internationalen Gehörlosenfußball nach dem EM Gewinn 2015 zu behaupten. Viel hat nicht gefehlt und der Weltmeistertitel wäre an Deutschland gegangen. Drei Minuten vor dem Ende der Verlängerung, als alle schon mit einem Elfmeterschießen rechneten, fiel die Entscheidung zugunsten der Türkei. Am Ende hieß es 2:1.
Szene aus dem Finalspiel Deutschland gegen Türkei
Nicht zuletzt bedingt durch den Spielmodus – beinahe alle zwei Tage ein WM-Spiel – und die hohen Temperaturen im italienischen Salerno von weit über 30 Grad gingen beide Mannschaften verhalten ins Spiel. Die deutsche Mannschaft erarbeitete sich zunächst sogar ein leichtes Chancenplus. Angetrieben durch kluge Pässe von Zapf war es der agile R. Bayer, der die türkische Abwehr vor einige Probleme stellte.
Ab Mitte der 1. Halbzeit setzte sich dann das technisch versierte Spiel des Europameisters stärker durch. In der 23. Minute kamen die Türken zur ersten Großchance des Spiels, als Simsek eine schöne Flanke des offensiven Linksverteidigers Basaran aus kurzer Distanz knapp übers Tor köpfte. Die Deutschen kamen bis zur Pause kaum noch zu Entlastungsangriffen. Die Routiniers Jukovskiy, M. Christ und Fischer hielten dafür die Abwehr gut zusammen.
Zur zweiten Halbzeit wechselte Deutschland K. Bayer ein, was dem Spiel über die rechte Seite sichtbar gut tat. Das deutsche Team kam zu sehr guten Szenen. In der 71. Minute hatte der 18jährige Zalla die Führung auf dem Fuß, als er dem türkischen Innenverteidiger Aktas den Ball abluchste und allein auf das Tor zulief. Dort verließ ihn der Mut, anstatt abzuziehen versuchte er einen Querpass, der sein Ziel nicht fand.
In der Schlussphase erhöhten die Türken den Druck wieder. In der 78. Minute war es dann soweit: Sahin konnte nur durch ein Foul von Kralani gebremst werden, der türkische Kapitän und Spielgestalter Sert verwandelte den fälligen Freistoß zur Führung. Bundestrainer Zürn setzte nun alles auf eine Karte, wechselte mit Plank für Kralani eine weitere Spitze für einen defensiven Mittelfeldmann ein und bewies damit ein gutes Händchen. Plank zeigte nur 23 Sekunden nach seiner Einwechslung seine Joker Qualitäten und versenkte die Kugel nach schönem Steilpass von R. Bayer mit seiner ersten Ballberührung zum 1:1.
In der Verlängerung spielte Deutschlands Torwart Seiberlich lange eine Hauptrolle. Er vereitelte drei gute Chancen der Türken. Als sich alle schon auf ein Elfmeterschießen eingestellt hatten, fiel auf denkbar einfache Art der entscheidende Treffer. Weiter Schlag in Richtung deutsches Tor, Spielmacher Sert setzte Simsek sehenswert in Szene, der alleine auf Seiberlich zusteuerte und einnetzte.
Die Türkei hat sich somit zweimal hintereinander den WM-Titel gesichert, ist im Vorjahr Europameister geworden und daher auch großer Favorit im Fußballwettbewerb der Deaflympics 2017, den Olympischen Spielen der Gehörlosen. Die deutsche Elf hat in Italien eindrucksvoll bewiesen, dass mit ihr nach dem eher enttäuschenden fünften Platz bei der Heim EM 2015 wieder zu rechnen ist. Die Mischung aus Routiniers wie Fischer, Jukovskiy, M. Christ und jungen Spielern wie Seiberlich, Nowark, Kralani, De Marco und Zalla stimmt. Nicht zu vergessen Torjäger Benni Christ (6 Treffer in 4 WM-Spielen), Zapf und R. Bayer, die sich im besten Fußballeralter befinden. Bei den im Anschluss an das Finale durchgeführten Ehrungen ging dann doch noch ein Titel an Deutschland: Der erst im Turnierverlauf 18 Jahre alt gewordene Berliner Raisi Zalla wurde zum besten Nachwuchsspieler der WM gekürt.
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