Interview mit Präsident Josef Willmerdinger
DGS
Datum: 17. Juni 2020
Norbert Hensen, Leistungssport Vizepräsident, im Gespräch mit Präsident Josef Willmerdinger zu seiner Arbeit in seinem neuen Amt, zum derzeitigen Stand der Deaflympics und der Lage im Verband allgemein.
Transkription zum Video:
Norbert Hensen:
Hallo! Herzlich Willkommen beim Interview beim Kanal des Deutschen Gehörlosen-Sportverband. Herzlich Willkommen Präsident Josef Willmerdinger, der hier anwesend ist.
Josef Willmerdinger:
Guten Tag!
Norbert Hensen:
Ich werde das kurze Interview jetzt starten.
Josef Willmerdinger:
Ja, sehr gerne.
Norbert Hensen:
Im November 2019 wurdest du zum Präsidenten gewählt. Die Zeit von November bis heute ist schnell vergangen. Wie ist dein Gefühl bis hierher?
Josef Willmerdinger:
Es ist alles neu für mich. Der Präsident des Deutschen Gehörlosen-Sportverband zu sein ist eine große Aufgabe. Denn die Aufgabe ist national sehr vielfältig und sehr verantwortungsvoll in allem was den Sport befasst.
Damals habe ich mich intensiv auf den Leistungssport fokussiert, jetzt sind die Aufgaben enorm vielfältig. Leider ist durch die Corona Pandemie alles ins Stocken geraten, aber intern ist die Arbeit weitergelaufen. Es macht Spaß und wir sind ein hervorragendes Team.
Norbert Hensen:
Nun kommen wir zur Frage 2.
2021 sollen die Deaflympics in Brasilien stattfinden. Wie sieht es aus?
Josef Willmerdinger:
Jetzt ist alles in trockenen Tüchern. Zum Glück, denn vorher war es etwas chaotisch. Denn dem Präsidium war noch nicht klar in welcher Stadt die Deaflympics ausgetragen werden.
Aber jetzt läuft es gut und wir können gut in Hinblick auf Brasilien planen.
Norbert Hensen:
Steht die Stadt schon fest oder ist es noch offen?
Josef Willmerdinger:
Die Stadt steht schon fest. Es wird die Stadt Caixo da Sul sein. Brasilia ist ausgeschieden.
Norbert Hensen:
Das ist gut. Das bedeutet, dass wir uns auf 2021 innerlich und auch organisatorisch vorbereiten können.
Josef Willmerdinger:
Ich vermisse einen geregelten Informationsfluss aus Brasilien. Zum Beispiel bezüglich der Sportstätten und dem allgemeinen Ablauf. Ich habe mehrmals schon angefragt, aber noch keine Antworten erhalten. Ich denke aber, dass unsere Erfahrung im Präsidium aus früheren Deaflympics Wettkämpfen ausreichen, sodass wir die Planung jetzt schon in Angriff nehmen können bis wir klare Antworten aus Brasilien erhalten.
Norbert Hensen:
Jetzt kommen wir zur dritten Frage.
Wie sehen die zukünftigen Ziele aus?
Josef Willmerdinger:
Wir haben viele Ziele, müssen uns aber auf die Hauptziele konzentrieren, denn nur mit kleinen Schritten erreicht man große Gewinne. Besonders sollten und müssen die Leistungssportler mehr Förderungen erhalten. Im Moment fällt das im Vergleich zu anderen Verbänden sehr mager aus. Die Gehörlosen müssen mehr Fördermittel erhalten. Auch der Breitensport erhält kaum Fördermittel, dabei schafft der Breitensport die Basis, um zum Leistungssport zu gelangen. Weiteres Thema sind die Dolmetscherkosten für DGS-Ehrenämter.
Norbert Hensen:
Ja, ein großes Problem.
Josef Willmerdinger:
Zusagen hierfür haben wir bis heute noch nicht erhalten.
Nur schwerbehinderte angestellte Personen erhalten Gelder, aber diese fallen sehr gering und bescheiden aus. Wir brauchen regelmäßig in Politik, bei Sponsorengesprächen, bei der Stadt und bei Gesprächen mit der Regierung Dolmetscher. Die Herausforderung und die Ansprüche sind enorm, sodass ich hierfür Dolmetscher dringend brauche. Leider gibt es hierfür keine Mittel, diese sind jedoch essentiell für uns.
Norbert Hensen:
Darf ich eine kurze Zwischenfrage stellen?
Wer ist eigentlich für die Finanzierung der Dolmetscherkosten zuständig?
Josef Willmerdinger:
Eigentlich das BMI, da wir als Sportverband dem BMI unterstellt sind. Oft wird es aber vermischt, da wir auch unter den Gesichtspunkt „Soziales“ fallen und dann unter die Zuständigkeit des BMAS fallen würden. Deswegen werden wir immer wieder hin und her geschoben. Dafür müssen wir ein Konzept herausarbeiten, damit wir das BMI und das BMAS informieren können, dass eine klare Trennung beider Institutionen besteht.
Mein dritter Wunsch ist die Geschäftsstelle umziehen zu lassen. Im Moment hat sie ihren Sitz in Essen. Der Grund des Umzugs sind die schlechte Infrastruktur und Verkehrsanbindungen. Deshalb der Umzug nach Köln.
In Köln gibt es viele Möglichkeiten für den Deutschen Gehörlosen Sportverband. Auch die Gründung, die Geburt des Sportverbandes hat in Köln 1910 stattgefunden. Somit bringen wir den Verband wieder nach Hause an seine Geburtsstätte. Köln hat eine gute Infrastruktur, dort befindet sich auch die Sporthochschule mit der wir einen guten Kontakt pflegen und zu der wir einen guten Draht haben. Diese Hochschule kann uns unterstützen, vor allem auch in personeller Hinsicht. Das ist für uns unglaublich wertvoll.
Norbert Hensen:
Danke, dass du dir Zeit für ein kurzes Interview genommen hast.
Josef Willmerdinger:
Ich danke auch.
Norbert Hensen:
Ich wünsche uns für die Zukunft viel Erfolg und einen guten Verlauf.
Josef Willmerdinger:
Danke
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