Gold und Silber für Deutschland
Text: Anne Köster, Fotos: Verena Fleckenstein
Datum: 27. Juni 2021
Urs Breitenberger wirft noch einmal alles in die Waagschale!
Der Tag der finalen Entscheidungen war für die deutsche Elite ein Tag der körperlichen Höchstanforderung. Albrecht, die am Vortag ihr Einzel Halbfinale aufgeben musste, weil sie an ihre physischen Grenzen gestoßen war, wollte sich dem Mixed Finale dennoch stellen. Breitenberger hatte sich gegen den Tennis Giganten Smedek aus Tschechien geschlagen geben müssen, den er gemeinsam mit Partnerin Albrecht im Halbfinale in einem denkbar knappen Match bezwang, das eigentliche Finale im Mixed Turnier der EM. Es sollte Medaillen für Deutschland geben, Gold im Mixed, Bronze für Breitenberger im Einzel waren das erklärte Ziel.
Breitenberger/Albrecht vs Dozhenkov/Kohsheeva (RUS)
6:3, 6:1
Albrecht hatte alle ihre Kräfte für diese Begegnung gebündelt und in einem schnellen Spiel zeigte das erfolgsgewohnte Duo in reibungslosem Zusammenspiel gewohnte Überlegenheit.
Breitenberger/Albrecht
Breitenberger/Albrecht wollen das Spiel schnell halten, müssen Kräfte für die Kleinen Finals sparen. Früh bringen sie sich mit einem Break zum 3:1 in Führung, die jungen Russen halten mit, bekommen aber keine Möglichkeit das deutsche Duo zu bezwingen, der erste Satz endet mit 6:3 für Breitenberger/Albrecht.
Siegerehrung Mixed
Im zweiten Satz lassen die Deutschen den Gegnern nicht den Hauch einer Chance, das Spiel zu drehen, sie können lediglich einen ihrer Aufschläge durchbringen. Der Matchsieg geht verdient und eindeutig an Deutschland – Spiel, Satz und Sieg, Gold im Mixed!
Urs Breitenberger vs Marino Kegl (SLO)
5:7, 6:4 und 3:6
Mit Kegl hat Breitenberger einen ebenbürtigen und zähen Gegner auf dem Platz. In dem Match würden nur Nuancen den Unterschied machen.
Breitenberger (re.)
Breitenberger ist nach einer harten Turnierwoche angezählt, trotzdem ist sein Wille zum Sieg ungebrochen. Der Court kocht in der Mittagshitze, die Sonne ist erbarmungslos. Die Zuschauer bekommen ein wahres Drama zu sehen.
Kegl schlägt auf, Breitenberger holt den frühen Break zum 2:1 aus deutscher Sicht, er kann den Vorsprung zum 3:1 ausbauen, aber Kegl lässt keine Minute lang locker. Die Spiele dauern lang, Entscheidungen fallen fast ausschließlich über Einstand, schon im ersten Satz kann man deutlich sehen, wie die Spieler mit den Temperaturen zu kämpfen haben – und miteinander, zwei Maschinen auf dem Platz. Immer wieder holt sich Kegl einen Vorsprung, immer wieder holt Breitenberger auf. Beim Stand von 6:5 hat der Slowene dreimal den entscheidenden Ball auf dem Schläger, bis er den Satz mit 7:5 für sich entscheidet.
Es geht in den zweiten Satz, wieder geht es hin und her, keiner schenkt dem anderen etwas. Breitenberger muss hart darum kämpfen, seine Kräfte zu mobilisieren, aber auch Kegl zeigt inzwischen, wie sehr das Match an ihm zehrt. Mit dem zweiten Breakball holt sich der Deutsche den 2. Punkt, es steht 2:1. Bis zum 5:2 kann er der Vorsprung halten, dann wird er von Kegl geknackt, der auch seinen folgenden Aufschlag durchbringt. Endlich gelingt es Breitenberger, den vierten Satzball zum 6:4 zu verwandelt, es geht in den 3. Satz.
Beide schaufeln die Bälle mit immer mehr Mühe übers Netz. Kegl, der lediglich im Einzelturnier angetreten ist, ist konditionell in etwas besserer Verfassung. Er erspielt sich schnell ein 4:1, Breitenberger verliert kurzzeitig die Fassung. Fast schon mit der Kraft der Verzweiflung bringt er seine Aufschläge durch, kann Kegl aber nicht einholen, geschweige denn überholen. Am Ende muss er sich nach dreieinhalb Stunden mit 5:7, 6:4 und 3:6 geschlagen geben.
Trainer Vonthein fehlen die Worte:“ Ich kann nichts weiter dazu sagen als Respekt!“
Albrecht tritt ihr Spiel um Bronze nicht an, zu sehr ist sie körperlich in Mitleidenschaft gezogen.
Das Karussell im internationalen Gehörlosentennis dreht sich, Deutschland muss sich den Platz Nummer eins mit Tschechien und Russland teilen. Junge, ambitionierte und talentierte Spieler und Spielerinnen verändern das Geschehen. Auch die jungen Deutschen, die erstmals im Turnier der Erwachsenen mitgespielt haben, zeigen beste Anlagen, bei gezielter Ausbildung in Zukunft ein Wörtchen an der Spitze mitreden zu können.
Die 14. Gehörlosen Tennis Europameisterschaft, die ursprünglich in Hamburg am Rothenbaum stattfinden sollte und auf Grund von den beängstigenden Corona Zahlen im vergangenen Jahr abgesagt wurde, war kurzfristig von Griechenland für 2021 übernommen worden. Entsprechend war die Veranstaltung mit heißer Nadel gestrickt, die Bedingungen nicht optimal – der Zeitpunkt im Jahr mitten im griechischen Sommer bedeutete eine hohe körperlich Belastung, vor allem für die Russen, Deutschen und Franzosen, deren Spieler*innen in allen drei Disziplinen antreten. Corona hatte für den vorwiegenden Teil eine sinnvolle Vorbereitung unmöglich gemacht, viele mussten ohne Wettkampfpraxis antreten.
Jetzt ist der Fokus auf die Sommer Deaflympics in Brasilien gerichtet, die im Mai 2022 auf alle wartet. Hoffen wir, dass uns das Virus keinen Strich durch die Rechnung macht und sich alle gleichermaßen auf das Tennis Turnier dort vorbereiten können.
Die neuen Europameister 2021
Einzel Herren:
Jaroslav Smedk (CZE), Gabor Mathe (HUN), Marino Kegl (SLO)
Einzel Damen:
Anastasiia Lasitsa (RUS), Katerina Srbulovic (SRB), Vasiliki Kalogeropoulou (GRE)
Herren Doppel:
Laurent/Novelli (FRA), Breitenberger/Schäffer, Dolzhenkov/Abramov (RUS)
Damen Doppel:
Lasitsa/Koshsheeva (RUS), Bassini/Abrami (ITA), Lambert/Beney (FRA)
Mixed
Breitenberger/Albrecht, Dozhenkov/Kohsheeva (RUS), Smedek/Blashikova (CZE)
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