vom 27. – 30.11.2021 in Versailles/FRA
Die aufgrund der Pandemie zweimal verschobene Judo-Weltmeisterschaft in Versailles konnte nun im November endlich nachgeholt werden.
Für den Deutschen Gehörlosen-Sportverband trat Daniel Scheller in der Gewichtsklasse bis 60kg an. Begleitet wurde er von Kampfsport-Fachwart Christoph Rieck, Nationaltrainer Jürgen Öchsner und Physiotherapeut Andreas Dohm.
Am ersten Wettkampftag kämpfte der 24jährige sich mit zwei schnellen Siegen gegen Amaan Khan aus Indien und Vladys Roshchenkov aus der Ukraine ins Halbfinale und traf dort auf den Russen Dmitri Beloborodov, gegen den er sich leider nicht durchsetzen konnte.
In der Hoffnungsrunde, die noch am gleichen Tag ausgetragen wurde, trat er gegen Albert Westerhof aus den Niederlanden an. In einem langen Kampf blieb er dabei am Ende der Unterlegene.
Scheller und Nationaltrainer Jürgen Öchsner zeigten sich beide zufrieden mit dem 5. Platz dieser Weltmeisterschaft, insbesondere in Vorbereitung auf die Deaflympics 2022 in Brasilien.
Trainer Jürgen Öchsner dazu:
„Es war beeindruckend für mich, die Konstellation der Gehörlosenmeisterschaft und das hohe Leistungsniveau zu sehen. Auch Daniel nach der langen Corona-Zeit wieder in diesem internationalen Geschehen kämpfen zu sehen, hat die Spannung im Vorfeld deutlich angehoben. Nach den Einsätzen in der Bundesliga und auch bei den Deutschen Meisterschaften war die WM sicherlich ein Wettkampfhöhepunkt in diesem Jahr.
In den beiden starken Auftaktkämpfen konnte Daniel seine Stärken ausspielen. Auch im Halbfinale war es schön zu sehen, dass Daniel im internationalen Spitzenfeld mitmischen kann. Zwar haben die Kämpfe im Halbfinale und um Platz 3 noch einige Defizite aufgezeigt, an denen wir in Zukunft arbeiten müssen, dennoch ist der Abschluss der ersten Teilnahme an einer WM mit einem 5. Platz absolut zufriedenstellend.
Wir blicken jetzt mit Zuversicht auf die Deaflympics 2022 in Caxias do Sul in in Brasilien und werden die Zeit intensiv nutzen, um die Stärken weiter auszubauen und an den aufgetauchten Schwächen zu arbeiten.“
Kommentar von Daniel Scheller auf die Frage, wie es für ihn war, endlich wieder zu kämpfen:
„Die Schwierigkeit liegt auch im unbekannten Kontrahentenfeld. Ich muss hier also klar meine Linie durchziehen, was mir in den beiden ersten Begegnungen auch gelungen ist.
Im dritten Kampf konnte ich lange aktiver bleiben, musste den Kampf jedoch wegen einer Unachtsamkeit am Boden aufgeben.
Im Kampf um Bronze war die Griffdominanz meines Gegners entscheidend. Die Konkurrenz ist sehr sehr stark, ich kenne jetzt allerdings meine Schwächen und weiß genau, woran ich für die Vorbereitung auf Brasilien in den kommenden Monaten arbeiten muss.“
Zu den Wettkämpfen sagt Scheller:
„Die Wettkämpfe sind sowohl organisatorisch als auch vom Leistungsniveau nicht mit den aktuellen Top-Turnieren der IJF zu vergleichen, dennoch finde ich es großartig, dass es eine solche Möglichkeit für Gehörlose gibt.
Ich würde mich freuen, wenn weitere deutsche gehörlose Judoka meinem Beispiel folgten und den Schritt in den Spitzensport der Gehörlosen wagen würden.
Durch den DGSV wurde mir ein gutes Sprungbrett für die Teilnahme an internationalen Top-Turnieren geboten. Dies wirkte sich auch positiv auf meine Judokarriere bei den Hörenden aus und ich habe die Möglichkeit mich stetig weiterzuentwickeln.“
Jetzt heißt es, die Erfahrungen mit der internationalen Konkurrenz mit Blick auf die Deaflympics fürs Training auszuwerten.
Ergebnis in der Gewichtsklasse bis 60kg
Gold - Nazim Saiidov – RUS
Silber - Dmitri Beloborodov – RUS
Bronze – Nurmukhamm Aldibek - KAZ / Albert Westerhof - NED
5. Platz – Daniel Scheller – GER / Erkan Esenboga – TUR