Außerordentlicher ICSD Kongress in Lausanne
Text: Jan Eichler/Anne Köster, Fotos: DGSV-Archiv
Datum: 05. Dezember 2021
28. und 29.11.2021
Da innerhalb des ICSD in den vergangenen Monaten vieles ungeklärt geblieben war, wurde am Wochenende vom 28. Und 29. November ein außerordentlicher ICSD-Kongress in Lausanne einberufen, um entscheidende Schritte in die Wege zu leiten.
Wichtigste Punkte auf der Agenda waren die Anpassung der Satzung, der Statuten und des Verhaltenskodex des Weltverbandes – die Bestätigung der ICSD Sports Reform, die Wahl eines handlungsfähigen Vorstands sowie die Entscheidung über den Austragungsort und -zeitpunkt der 24. Sommer Deaflympics.
Bei Kongresseröffnung waren 55 stimmberechtigte Mitglieder anwesend, zum Teil waren sie über Video zugeschaltet. Dementsprechend war der Kongress satzungsgemäß beschlussfähig. Durch den Kongress führte der Däne Kasper Bergmann, Vizepräsident des Weltverbandes der Gehörlosen (WDF). Nach Feststellung der Stimmberechtigung und Ernennung der Prüfer*innen wurde die Tagesordnung angepasst.
Dmitry Rebrov, Geschäftsführer des Weltverbandes, setzte die Anwesenden darüber in Kenntnis, dass das ICSD mit seinen Grundlagen derzeit beim IOC auf dem Prüfstand stehe und seine Anerkennung durch das Olympische Komitee festigen müsse. Das ICSD sei vom IOC dringend aufgefordert, entsprechende Anpassungen in der Satzung, den Statuten und im Verhaltenskodex vorzunehmen, um damit zu untermauern, dass es dem Olympischen Gedanken folgt und ihn in seinen Prinzipien umsetzt.
Dies ist eine Warnung, die von allen sehr ernst genommen wurde, da die uneingeschränkte Anerkennung durch das IOC eine der entscheidendsten Grundlagen für die Anerkennung vieler Nationalverbände in ihren Ländern und der damit verbundenen Förderung ist.
Um den Rücken frei zu haben für die Bearbeitung dieses Punktes, wurden im Vorfeld zu weiteren Diskussionen die Finanzberichte 2013 bis 2019 vorgestellt, alle Unterlagen waren von der IOC-Wirtschaftsprüfungsagentur Fidexaudit SA geprüft und auf ihre Richtigkeit hin bestätigt worden. Das führte nach kurzen Nachfragen zur Entlastung des Vorstandes, ein wichtiger Schritt für das weitere Kongressgeschehen.
Im Anschluss wurden die Ergebnisse aus der mehrjährigen Arbeit des Reformausschusses vorgestellt und diskutiert, dazu gehörten Satzungsanpassung, sowie die Neufassungen von Statuten und Verhaltenskodex in Anpassung an die Anforderungen des IOC und unter Berücksichtigung der Anmerkungen der Global Association of International Sports Federations – GAISF. Nach ausgiebiger Behandlung der einzelnen Punkte, weiteren Anregungen, Ergänzungen und Verbesserungen wurde die ICSD-Reform mit großer Mehrheit verabschiedet, der Entwicklungsprozess konnte zufriedenstellend abgeschlossen werden. Mit diesem positiven Ergebnis endete der erste Kongresstag.
Der zweite Kongresstag stand zunächst unter dem Stern einer transparenten Arbeit der ICSD-Führung. Mit Desinformation von unterschiedlichen Seiten hatte sich der Verband seit dem Rücktritt von Präsident Kang Chen 2017 nicht über rechtmäßigen Vertreter der Mitglieder und deren Befugnisse einigen können. Dieser Zustand ist unhaltbar und es war dringend notwendig, zu einem finalen und satzungskonformen Ergebnis zu kommen. Daher wurde der Vorschlag, eine Untersuchungskommission zur Aufarbeitung zu beauftragen und die Ergebnisse beim Ordentlichen Kongress 2022 in Brasilien vorzustellen, mit großer Mehrheit angenommen.
Einig waren sich alle, dass es auf diesem Kongress eine Neuwahl der Verantwortlichen im Vorstand geben musste, um die Handlungsfähigkeit des Verbandes wieder herzustellen und die Vorbereitungen, vor allem für die Deaflympics, zu überwachen und zu begleiten. Zur Wahl für eine Amtszeit bis zum ordentlichen Kongress Mai/November 2022 standen das Amt des Präsidenten, sowie die Ämter der Vizepräsidenten Sport und Jugend und die Berufung von vier Beisitzern.
Das Ergebnis der Wahl:
Gustavo Perazollo/BRA – Präsident
Yutaka Osugi/JPN – Vizepräsident Sport
David Lanesman/ISR – Vizepräsident Jugend
Beisitzer*innen – Yakup Umit Kihtir/TUR, Adam Kosa/HUN, Alexandra Polivanchuk/SWE, Kristian Lantto/FIN
Finaler und mit Sicherheit von allen mit großer Spannung erwarteter Punkt auf der Tagesordnung war die Vorstellung der Arbeiten zu den Sommer-Deaflympics 2022 in Caxias do Sul. Gleich zu Beginn gab das OK aus Rio de Janeiro bekannt, dass es den Antrag auf Ausrichtung zurückzieht und das Team für Caxias do Sul unterstützen wird, eine Information, die auf große Zustimmung im Kongress traf.
Richard Douglas Ewald, Chef des OK, berichtete über den Stand der Vorbereitung und Sportstätten in der für die Spiele bestens gerüsteten Region Rio Grande do Sul. Als das erste lateinamerikanische Land, in dem die Sommer-Spiele ausgerichtet werden, hat das OK ganze Arbeit geleistet und ein unterstützendes Netzwerk aus Politik, Wirtschaft und Sport geschaffen. Die Arbeiten an den Sportstätten sind weit vorangeschritten, die Stadt freut sich auf das Großevent.
Auch bezüglich der pandemischen Situation, die durchaus noch einmal zu unvorhersehbaren Konsequenzen führen kann, sind umfassende Maßnahmen getroffen worden. Das OK hat für den ungünstigsten Fall einen Plan B in der Schublade, der eine unproblematische Verschiebung auf November 2022 möglich macht.
Der japanische Delegierte stellte eine vorläufige Bewerbung für die Spiele 2025 vor, eine endgültige Bestätigung der Förderung durch den Staat ist abhängig von dem Ergebnis des Kongresses. Mit den zufriedenstellenden Neuigkeiten aus Lausanne können die Macher aus Tokio ein positives Signal mit nach Japan nehmen und werden sich offiziell um die Ausrichtung bewerben, wenn der ordentliche Kongress 2022 zusammenkommt.
Auch für die Winter-Deaflympics 2027 und die Sommer-Deaflympics 2029 liegen erste Bewerbungen vor. Der außerordentliche Kongress endete mit dem Dank von Präsident Gustavo Perazollo an alle für eine konstruktive und ergebnisreiche Sitzung und dem Versprechen einer zukünftig transparenten, lebendigen Führung des Verbandes. Das ICSD wird so den Olympischen Gedanken in der deaflympischen Bewegung hochhalten und seine Arbeit auf professioneller Grundlage fortfahren können.
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