Rudolf Gast
*05. Mai 1941 – † 1. Juni 2022
Ein Nachruf auf einen ganz besonderen Menschen in der Gebärdensprachgemeinschaft
Mit 81 Jahren verstarb Rudolf Gast am 1. Juni dieses Jahres. Seine Hinterbliebenen sehen mit Stolz auf das Leben und Werk des Mannes, Vaters, Großvaters zurück, seine Freunde und Freundinnen, Mitstreitende im Kampf um Anerkennung und Veränderung in der Welt der Gehörlosen, haben eine lebendige Erinnerung an seine Arbeit als vielfach engagierter Funktionär.
1956 trat er in den GSV München ein, war dort als Fußballer aktiv, wurde schnell als Organisationstalent entdeckt und, gerade 18 Jahre alt, zum Jugendwart. Sein größter sportlicher Erfolg war sicher der Gewinn der Bronzemedaille 1965 bei den Weltspielen in Washington D.C. im Fußballturnier.
Gast machte sich auf verschiedenen Ebenen einen Namen, auch im Sport war er stets engagiert, 1981 trug er als ein wichtiges Mitglied im Organisationsausschusses zum Erfolg der Weltspiele in Köln bei, später wurde er ins Präsidium des Weltverbandes, dem damaligen CISS berufen und blieb sechs Jahre im Amt. Schon da war er international gut vernetzt, auch durch seine fußballerische Karriere und seine Begabung, Kontakte zu knüpfen und lebendig zu halten.
Aber wie schon erwähnt, war es nicht nur sein sportliches Talent, das ihn zu einer unvergesslichen Figur in der Gebärdensprachgemeinschaft machte, es war auch seine Begabung, zahlreiche unterschiedliche Veranstaltungen durchzuführen und Projekte ins Leben zu rufen. Dabei half es ihm immer, dass er wenig Berührungsängste mit den Hörenden hatte, er war ein streitbarerer und sehr kommunikativer Geist, wenn es um die Belange der Gehörlosen ging, sei es in der Bildung und Ausbildung junger Menschen, die ihm besonders am Herzen lag oder bei der Ausrichtung der 2. Leichtathletik-Europameisterschaften 1987 im Olympiastadion München oder des Internationalen Leichtathletik-Sportfestes 1990, ebenfalls in München. Er war immer an vorderster Front dabei und sich auch für körperlichen Einsatz nicht zu schade.
Zeitlebens zeichnete ihn besonders aus, dass er selten aufgab, wenn er sich erst einmal eine Idee in den Kopf oder ein Ziel gesetzt hatte und oft führte seine Zähigkeit zum Erfolg. Er vereinte zerstrittene Vereine in München unter dem Dach des heutigen Gehörlosenverband München und Umland, kurz GMU. Auch seine 1966 vorgeschlagene Idee eine „Dolmetscher Ausbildung“ ins Leben zu rufen, konnte er erst im Jahr 1980 umsetzen, er war der Initiator der bayerische Landesdolmetscherzentrale im Jahr 1988.
Zwar musste er auch mit schweren Niederlagen, sogar mit der teilweisen Ausgrenzung aus der ihm so wichtigen Gemeinschaft, vor allem im Streit um die Anerkennung der Deutschen Gebärdensprache, fertig werden, aber er hat wieder dahin zurückgefunden, wo er zu Hause war und ist in der Erinnerung aller eine der ganz besonderen Lichtgestalten in der Gehörlosenwelt, nicht nur in Deutschland – ein charismatischer Mann mit einem hellen Kopf!
Wir denken an seine Hinterbliebenen und wünschen ihnen Kraft und auch Freude beim Rückblick auf ein Leben, das allergrößten Respekt verdient!
Auszeichnungen:
Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
Bundesverdienstkreuz am Bande
Bayerischer Verdienstorden
Bayerische Verfassungsmedaille in Gold
Karl-Wacker-Ehrenplakette
Heinrich-Siepmann-Sportplakette