Nachlese Futsal-EM in Moskau
Andreas Hohnhorst
Artikel aus "internAA"
Datum: 01. März 2007
Trotz allem Bronze
Europameisterschaft der Gehörlosen in Moskau
„Deutschland gewinnt Bronze” , so die Schlagzeile auf der Internetseite des DGS. Hinter diesem Kürzel verbirgt sich der Deutsche Gehörlosen Sportverband e.V..
Am 6. November 2006 erreichte die Botschaft ein Schreiben des DGS, dass die Futsal Europameisterschaft vom 09. bis 19 November in Moskau stattfinden würde. Und dass die Damennationalmannschaft des DGS als Titelverteidiger mit an den Start gehen würde.
Nun kam in der Botschaft die Frage auf, was eigentlich Futsal sei? Futsal ist eine eigenständige Sportart, welche Ähnlichkeit mit Hallenfußball hat, jedoch nach anderen Regeln mit vier Feldspielern und einem Torwart gespielt wird. In dem Schreiben an den Botschafter bat Sabine Grajewski, ihres Zeichens Sportdirektorin, um Informationen zu Ärzten und wenn möglich um einen Besuch bei der Mannschaft. Da der Botschafter verhindert war, fiel mir diese Aufgabe zu. Ich verabredete mit Frau Grajewski, mich der Mannschaft am Tage ihres letztes Vorrundenspieles gegen Norwegen vorzustellen. Als unsere Praktikantin und ich in das Hotel kamen, wurden wir erst einmal vorsichtig beäugt, doch das Eis brach sehr schnell, nachdem wir die Delegation in Gebärdensprache in Moskau willkommen hießen. Und als dann noch übersetzt wurde, dass ich selber begeisterter Fußballer sei, wurde der Empfang noch herzlicher. Zusammen mit der Mannschaft fuhren wir zur Spielstätte. Das Spiel gegen Norwegen wurde trotz anfänglicher Nervösität mit 2:0 gewonnen und die Deutsche Mannschaft qualifizierte sich als Gruppenerste für das Halbfinale gegen Russland. Dieses Spiel verlor die Damennationalmannschaft mit 3:4. Da das Gastgeberland auch alle Schiedsrichter stellte und deren Entscheidungen im Spiel doch des öfteren sehr fragwürdig waren, musste man sich mit diesem Ergebnis, trotz massiven Protests der Spieler und der Zuschauer auf den Rängen, zufrieden geben. Die Enttäuschung über diese Niederlage saß bei allen Beteiligten sehr tief und es bedurfte einige Zeit, um wieder darüber hinweg zu kommen. Am nächsten Tag standen sich Deutschland und Dänemark im so genannten kleinen Finale gegenüber. Souverän konnte sich hier die DGS Nationalmannschaft mit einem 5:1 Sieg durchsetzen. Im Finale gewann erwartungsgemäß Russland und wurde neuer Europameister. Was übrigens den Herren, deren EM zeitgleich durchgeführt wurde, ebenfalls widerfuhr.
Wer sich jetzt fragt, warum das Gastgeberland auch alle Schiedsrichter stellte, und warum ein Spiel mit so viel Brisanz wie Deutschland gegen Russland mit russischen „Unparteiischen” durchgeführt wurde, dem sei hier schnell erzählt, dass die Gelder im Gehörlosen-Sport so minimal ausfallen, das man sich auswärtige Schiedsrichter nicht leisten kann. In Deutschland hat die DGS ein Budget in Höhe von 400 000 Euro im Jahr, woraus sämtliche Kosten bestritten werden müssen und das bei 230 Leistungssportlern, die an den Deaflympics, Weltmeisterschaften, Europameisterschaften und anderen Veranstaltungen teilnehmen.
Hier herrscht definitiv noch reichlich Handlungsbedarf. Abschließend sei noch einmal erwähnt, dass jede Spielerin und jeder Delegierte unser Land stolz vertreten hat und die gezeigten Leistungen sich bis zum Schluss auf hohem Niveau hielten.
ANDREAS HOHNHORST, Moskau Infos unter www.dg-sv.de
Großes Engagement, kleines Budget
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