Nele Schutzbach bei den 20. WDL 2024 - Talent und sehr viel Engagement!
Text: Anne Köster, Fotos: Anton Schneid & Pit Schöler
Datum: 19. März 2024
Nele Schutzbach, gerade 17 Jahre alt geworden, lebt mit Eltern und zwei Geschwistern im beschaulichen Tuttlinger Ortsteil Nendingen in der Donautalebene. Die junge Ski-Alpinistin wohnt als Mitglied im DGSV Nationalkader schulnah im Internat des OSP Freiburg, an den Wochenenden ist sie zum Training oder bei der Familie. Zurzeit strebt sie die Fachhochschulreife in Freiburg an. Sie würde später gern Sport und Beruf miteinander verbinden können: „Vielleicht schaffe ich es ja sogar, mit meinen Leistungen in ein staatliches Förderprogramm, das wäre natürlich optimal.“
Als sie mit zwei Jahren das erste Mal auf den Skiern steht, stellt sich niemand aus ihrer Familie vor, das sie es einmal sein würde, die Medaillen für Deutschland regelrecht sammeln würde.
Jetzt, 15 Jahre später, tut sie genau das; bei den 20. Winter Deaflympics 2024 im türkischen Erzurum. Sie tritt mit dem Ski Team des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes in fünf Wettkämpfen an, in vieren davon holt sie Edelmetall. Seit 2007 in Salt Lake City mit zweimal Gold und einmal Silber für Mattias Becherer hatte es keinen solchen Erfolg im Wintersport des DGSV gegeben.
Als „Entdeckung“ von Bundestrainer Haupt Anfang 2021 ist Schutzbach bei den zentralen Trainingsmaßnahmen des Verbandes dabei, zusätzlich nutzt sie über den persönlichen Kontakt ihres Vaters zum Bundestrainer Para Ski, Justus Wolf, deren Trainingsangebote.
Als sie gefragt wird, mit welchen Erwartungen sie nach ihrer ersten offiziellen Nominierung für ein internationales Sport Event zu den Winter Deaflympics angereist ist, ist ihre Antwort eher bescheiden: „ … ich wollte mir das Ganze einfach erstmal anschauen, die Erfahrung mitnehmen und die Zeit mit dem Team genießen. …Ich hatte das Beste aus einer teilweise sehr holprigen Vorbereitung gemacht und das, was für mich in meinem Rahmen möglich war. Von den Europacups wusste ich, dass ich nicht schlecht bin und vorne mitmischen kann, wenn bei mir alles passt. … jetzt bin ich sehr zufrieden, denn meine sportlichen Erwartungen wurden definitiv weit übertroffen! …Und dieser letztendlich überwältigende Erfolg hat eine sehr große Bedeutung für mich, weil ich nun weiß, dass ich selbst in jungen Jahren bereits zur Weltspitze gehöre und mit der nötigen zukünftigen Förderung hier noch mehr erreichen kann. …Selbstverständlich war es eine Ehre und ein wahnsinniges Gefühl, bei einer Siegerehrung zu stehen und für Deutschland eine Medaille geholt zu haben. Ich würde nur gerne beim nächsten Mal die deutsche Nationalhymne hören und nicht die aus Österreich“ (sie lächelt zwinkernd).
Auf die Frage, wie sie sich für die Winter Spiele vorbereitet hat, sagt sie: „Sehr intensiv! Ich habe körperlich aber auch mental viel an mir gearbeitet und hatte dazu wunderbare Menschen, die mir dabei sehr geholfen haben … Mein Papa unterstützt mich beim Training außerhalb des Verbandes finanziell und organisatorisch. Das ist mit enorm hohem Aufwand und auch Kosten verbunden … Hinzu kommt, dass mein Papa dann immer mit mir unterwegs ist und weder bei der Familie sein, noch seiner Arbeit nachgehen kann. Der Aufwand ist einfach riesig.“
Sie wird dem Gehörlosen Ski Sport treu bleiben, hat bereits Pläne, „…aber mir ist es wichtig, dass mein Team mehr Unterstützung vom Verband dafür bekommt. Der Skisport ist einfach sehr teuer, weil er nicht abends in der Sporthalle oder auf der Tartanbahn gemacht werden kann. Es müssen zuerst viele Kilometer gefahren und viele Stunden für die Anfahrt zum Training investiert werden, Liftkarten, Übernachtungsmöglichkeiten etc. …Die 5fache Siegerin hat beispielsweise in der Vorbereitung das 3 fache an Trainingstagen. Ich hoffe stark, dass sich hier für uns Athlet*innen in der Zukunft mächtig was ändert. Gerade beim Skifahren ist es wichtig, gewisse Abläufe immer wieder trainieren zu können und wenn Du dabei nur alle 2-3 Wochen auf Skier kommst, ist das einfach viel zu wenig. …Nur mit mehr Unterstützung können wir Sportler*innen dem Verband zurück geben, was er am Ende von uns fordert….aber genau das ist bei allen von uns drei allemal drin!.“
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