1. Fußball Weltmeisterschaften der Gehörlosen
02. bis 12. Juli 2008 in Patras/GRE
Herren
Der Weltmeister kehrt heim
Was kann sich ein Verband mehr wünschen? 15 Mannschaften aus vier Kontinenten waren bei dieser WM dabei, doch den Weltmeisterpokal haben die Deutschen mit nach Hause genommen.
Mit Siegen über Gastgeber Griechenland (5:2) und einem grandiosen 3:0 Sieg über den amtierenden Deaflympics-Sieger England startet die deutsche Elf ins Turnier. Nach einem typischen Eröffnungsspiel gegen die Griechen, steigerte sich das deutsche Team von Spiel zu Spiel und junge Spieler erkämpften sich Stammplätze. Geduld zeichnete das Team im Viertelfinalspiel gegen Russland aus. Mit zwei späten Treffern in der 81. und 82. min. wurde das Spiel mit 2:0 gewonnen.
Es folgte das Halbfinale gegen Frankreich. Ein Match, das nach Revanche schrie für das verlorene Halbfinale bei der EM 2007. Mit einem 0:0 ging es in die Verlängerung, in der die Deutschen mit einem Doppelschlag in der 94. und 96. min. eigentlich schon alles klar machen konnten. Ab der 105. min. spielten die Deutschen nur noch mit 10 Mann und der Verlust von F. Kieffer in der Viererkette machte sich sofort bemerkbar. Die Franzosen konnten ausgleichen und wieder kam es zum Elfmeterschießen zwischen Deutschland und Frankreich. Diesmal war es nicht Glück für den Sieger, sondern ein hervorragender Thomas Hafner im Tor der Deutschen, der drei Elfmeter der Franzosen hielt. Somit war der überraschende Einzug ins Finale geschafft, in dem die Türken als Gegner warteten.
Im Finale konnten die Deutschen zweimal in Führung gehen, aber die Türken legten immer wieder nach. Durch einen Foulelfmeter konnte das türkische Team in der Verlängerung mit 3:2 in Führung gehen und fast hatten sich die Deutschen mit der Niederlage abgefunden. Erst in der 120. min., als sich Thomas Hafner in das Spiel einschaltete und nach vorne stürmte, kam es zu einem Foul und Edris Saighani fasste sich ein Herz und verwandelte den Freistoß auch 30m unhaltbar für den türkischen Keeper. Also mussten alle noch einmal ihre Kraft und Nervenstärke zusammen nehmen und ins Elfmeterschießen gehen. Die Deutschen verwandelten ihre Elfmeter souverän und wieder war es Thomas Hafner, der einen Elfmeter hielt und der Sieg ging an Deutschland.
Nicht hoch genug kann der Erfolg der Männer eingestuft werden. Mit dem Ziel, das Halbfinale zu erreichen, war man nach Griechenland mit einer sehr jungen Truppe angereist. Ins Tor kehrte Thomas Hafner zurück, der ein einwandfreies Turnier spielte und sich als Elfmeterkiller auszeichnete. Hinter ihm stand der junge Christian Bölker, der leider als einziger nicht zum Einsatz kam. Die Viererkette bildeten die Neulinge Leon Lüddicke und Marc Christ, die sich schon nach dem ersten Spiel einen Stammplatz erkämpften sowie Fillip Kieffer – souverän wie immer- und Andreas Fischer, der eine perfekte und fehlerlose WM spielte und bis zum Umfallen kämpfte. Weiterhin kamen in der Abwehr Nico Lehr und Christian Schorer zum Einsatz, der sich leider schon im zweiten Spiel eine Verletzung zuzog, die keinen weiteren Einsatz mehr erlaubte. Ob im Mittelfeld oder in der Viererkette, Sven Friedrich zeigte auf allen Positionen eine solide Leistung währende des kompletten Turniers. Aufgrund einer Gelbsperre musste er im Halbfinale aussetzen. Neuling Michael Warnecke kam nur zu kurzen Einsätzen, die für die Zukunft hoffen lassen.
Im Mittelfeld meldete sich Kapitän Andreas Salzmann im ersten Spiel nach langer Verletzungspause zurück, verletzte sich aber bereits in diesem Spiel und kehrte erst wieder im Halbfinale in die Mannschaft zurück. Edris Saighani machte sein erstes Spiel gegen England und zeigte eine beeindruckende Leistung, die zwar nicht immer konstant war, wurde durch eine Verletzung zurückgeworfen, kam aber im Finale trotz seiner Verletzung in der 91. min zum Einsatz und erzielte dort den Ausgleich in der 120.min. Jens Bangert setzte nur im zweiten Gruppenspiel gegen England aufgrund einer kleineren Verletzung aus und zeigte ansonsten eine solide Leistung. Stark im Zweikampf, doch nicht immer souverän im sauberen Abspiel. Daniel Rotondi kam immer besser ins Spiel, nachdem er bis zum Viertelfinale nur eingewechselte wurde, spielte aufgrund seiner Leistungssteigerung das Halbfinale und Finale von Beginn an. Auch Klaus Heckenberger steigerte sich mit der Dauer des Turniers, so dass er im Finale 120 Minuten durchspielte. Tobias Berg zeigte bei seinen Kurzeinsätzen, dass mit ihm in der Zukunft zu rechnen ist.
Den Angriff führte der erfahrene Daniel Jagla an, der mit einem Tore im Finale zum Erfolg der Deutschen beitrug. Kadir Tatar war der überragende Mann im Sturm, der immer für Gefahr im gegnerischen Strafraum sorgte, manchmal zu eigensinnig, aber mit vier Treffern sehr erfolgreich. Fabian Trappe zeigte bis zum Viertelfinale eine sehr gute Leistung, verletzte sich jedoch in diesem Spiel und musst bis zum Finale pausieren. Durch die gute medizinische Betreuung konnte er im Finale wieder 80 Minuten lang sein Können zeigen. Benjamin Christ, mit 20 Jahren einer der jüngsten im Team, wurde seiner Rolle als Joker gerecht und erzielte mit dem Siegtor im Viertelfinale und der Führung im Halbfinale zwei wichtige von seinen vier Toren.
Einen großen Anteil am Erfolg hatten natürlich die Trainer Frank Zürn und Werner von der Ruhren. Frank Zürn, der die Mannschaften hervorragend auf das Turnier eingestellt hatte und immer die richtige Taktik fand, sowie Werner von der Ruhren, der das richtige Gespür bei der Findung von Nachwuchstalenten bewies. Die physiotherapeutische Behandlung von Susanne Malzkorn machte den einen oder anderen Spieler wieder einsatzfähig. Verbandsfachwart Dieter Wickert hielt mit seiner ruhigen Art dem Team den Rücken frei von Problemen, die vor Ort gemeistert werden mussten. Ein Dank geht auch an Frank Hay, der seinen Urlaub in den Dienst der Mannschaft stellte.
Vizeweltmeister bei der ersten internationalen Teilnahme
Erst in diesem Jahr wurde die Frauenfußball-Nationalmannschaft des DGS, nach erfolgreichen Futsaljahren, gegründet. Drei Vorbereitungslehrgänge standen den Trainern Rolf Lischer und Wilfried Tönneßen zur Verfügung, um die Mannschaft auf die WM vorzubereiten. Es war eine kleine Frauen-WM, denn nur fünf Länder aus zwei Kontinenten hatten für diese Weltmeisterschaften gemeldet. Der Frauenfußball steckt einerseits im Gehörlosensport noch in den Kinderschuhen, andererseits haben viele Länder finanzielle Probleme und konnten ihre Teams nicht entsenden. Umso größer ist der Dank des DGS an das Bundesministerium des Innern, das die Entsendung der deutschen Elf ermöglichte. Vor einer Nominierung zu den Deaflympics 2009, für die bisher schon 9 Frauenmannschaften gemeldet haben, bekam das Team so die Möglichkeit, sein Können auf internationaler Ebene zu zeigen.
Mit Spannung wurde das erste Spiel gegen Russland erwartet, denn die Russinnen waren als starke Konkurrentinnen aus der Halle bekannt. Umso überraschender war der klare 5:1 Erfolg. Es war das beste Spiel der deutschen Frauen, indem einfach alles stimmte. Im zweiten Spiel siegte man in einem von vielen Fouls geprägten Spiel mit 3:2 gegen England. Die weiteren Gruppenspiele gegen Griechenland (15:0) und Südafrika (19:0) sowie das Halbfinale gegen Südafrika (24:0) brachten die deutschen Frauen aus ihrem Spielrhythmus. Beide Teams waren einfach zu schwache Gegner, als das die deutschen Spielerinnen ihre guten Leistungen abrufen mussten. Russland ging somit viel besser vorbereitet in das Finale, denn Halbfinalgegner England machte den Russen den Einzug ins Finale nicht einfach. Als Favorit gehandelt und vielleicht im Kopf schon den Titel, so gingen die deutschen Frauen in ihr Finalspiel. Die Russinnen hatten aus dem Gruppenspiel gegen die Deutschen gelernt, suchten den Zweikampf und gaben der deutschen Elf kaum Chancen ihr eigenes Spiel zu entwickeln. Hier zeigte sich die Routine des Vizemeisters der Deaflympics 2005. Leider wurden klare Chancen, inklusive eines Elfmeters vergeben und so waren es die Russinnen, die in der Verlängerung den Siegtreffer zum 1:0 schossen.
Die Mannschaft um Spielführerin Fatma Alkan hat jedoch bewiesen, dass die deutsche Elf auch bei den Deaflympics 2009 ein Wörtchen mitreden wird, wenn das Team nominiert wird.
Überraschend sicherte sich Christina Gebhard die Nummer 1 im Tor und bekam den Vorzug vor Nicole Loeck. Nach einigen Unsicherheiten im ersten Spiel wurde sie immer sicherer und war im Finale die beste Frau auf dem Platz. Nicole Loeck bekam ihre Einsätze gegen Griechenland und Südafrika.
In der Abwehr zeigten Fatma Alkan, Natascha Laier und Sarah Miller eine souveräne Leistung und ließen nur vier Gegentore zu. Janet Nitschke und Sonja Naber zeigten bei ihren Einsätzen gute Leistungen und konnten die Stammspielerinnen entlasten. Sabine Ziegler, die nur einmal aufgrund einer gelb/roten Sperre aussetzen musste, zeigte über das ganze Turnier, egal auf welcher Position sie eingesetzt wurde, eine hervorragende Leistung. Sie konnte auch im Finale an ihre Leistung anknüpfen und kämpfte dort bis zur Erschöpfung. Kathleen Seifert und Luise Broedner standen sicher im Mittelfeld und Stefanie Ziegler spielte durchweg auf hohem Niveau und stellte sich in den Dienst der Mannschaft. Heike Möbius wurde im Verlauf des Turniers immer besser, so dass sie im Finale von Beginn an spielen konnte. Im Sturm holte sich Anja Schorer mit 22 Treffern die Torjägerkrone und war in allen Spielen erfolgreich, nur im Finale konnte sie die gegnerische Torfrau nicht überwinden. Anja Strack sorgte in den ersten beiden Spielen auf der rechten Seite für viel Unruhe im gegnerischen Strafraum, verletzte sich jedoch und kam erst wieder angeschlagen im Finale zum Einsatz. Mit 14 Jahren war Laura Möller die jüngste Spielerin im Team und hatte von Beginn an das Vertrauen der Trainer. Sie spielte für ihr Alter ein gutes Turnier, war den erfahrenen Gegnerinnen jedoch nicht immer gewachsen. Julia Müller und Sarah Bednarek, die immer wieder als Joker eingesetzt wurden, erzielten auch ihre Treffer für das deutsche Team.
Trainer Rolf Lischer und Wilfried Tönneßen waren mit ihrer Mannschaft zufrieden, hatten aber auch keine Erklärung für die Leistung im Finalspiel. Doch diese Erfahrung, aus der man nur lernen kann, war sehr wichtig für die Mannschaft. Physiotherapeutin Vanessa Riegel hatte alle Hände voll zu tun, denn nicht nur die Hitze in Griechenland forderte ihren Tribut auch viele Verletzungen mussten behandelt werden. Die DGS Beauftragte für Frauenfußball, Marina Kleefuß, sorgte zwei Wochen lang sehr gut für ihr Team, war immer ansprechbar bei Problemen und der ruhende Pol in der Mannschaft. Auch das Frauenteam dankt Frank Hay, besonders für die Filmaufnahmen während der WM.