1. Leichtathletik-WM 2008
Anne Köster
Fotos und Copyright: A.Schneid
Datum: 02. Oktober 2008
1. Leichtathletik Weltmeisterschaft der Gehörlosen
20.9. bis 29.9. in Izmir/Türkei
Mit einer hervorragenden Organisation, die allen Belangen gerecht wurde, ist es den türkischen Verantwortlichen gelungen, mit einem knappen Vorlauf von sieben Monaten, die 1. Leichtathletik Weltmeisterschaft der Gehörlosen auszurichten.
Auch der DGS e.V. hatte kurzfristig die Bewilligung des BMI erhalten, den deutschen Nationalkader zu dieser wichtigen Veranstaltung auf Weltniveau, ein Jahr vor den Deaflympics, zu entsenden.
Der deutsche Frauenkader wurde von drei Athletinnen vertreten.
Die 17jährige Georgina Schneid aus Zorneding bei München, machte auch in Izmir ihrem Ruf als deutsche Favoritin, über die Grenzen Europas hinaus, alle Ehre. In einem kleinen Teilnehmerfeld von insgesamt 5 Siebenkämpferinnen zeigte sie mit 3794 Punkten und dem erkämpften 2. Rang hinter der nahezu unschlagbaren Estin Kairit Olenko, dass sie zu den Besten in der Welt gehört. Obendrein gelang es ihr, den 2005 aufgestellten Juniorweltrekord zu knacken.
Seit Anfang des Jahres neu im Kader des DGS, gab die 16jährige Bastienne Bischof aus Ganderkesee ihr Debüt im Weit- und Hochsprung. Die junge Athletin hatte sich mit guten Weiten und Höhen für die Teilnahme qualifiziert und konnte zuversichtlich in die Wettkämpfe gehen. In den Weitsprung startete sie jedoch so nervös, dass sie ihre gute Leistung aus dem Vorfeld nicht abrufen konnte und mit drei Fehlversuchen aus dem Wettkampf ausschied. Möglicherweise hätte eine andere Erstteilnehmerin nach diesem Ergebnis den Mut verloren, doch nicht so Bastienne Bischof. Im Kampf um Medaillen im Hochsprung zeigte sie Hochform und ging mit einer Höhe von 1,59 m als Drittbeste der Welt aus dieser Disziplin hervor.
Als Dritte im Bunde startete Katja Friedrich aus Dittelbrunn bei Schweinfurt in den Wurfdisziplinen. Obwohl sie in Bestform angereist war, kam sie über die für sie fast magische Platzierung auf Rang acht in allen drei Disziplinen nicht hinaus. Hier zeigte sich deutlich, wie sehr sich das Niveau in der Gehörlosen Leichtathletik weltweit geändert hatte. Um in den Wurfdisziplinen in Zukunft noch ein Wörtchen unter den Ersten mitreden zu können, wird auch Deutschland die Leistung in Zukunft erheblich steigern müssen, um der starken Konkurrenz, insbesondere aus Osteuropa und Asien, gewachsen zu sein.
Der Leichtathletik Frauenkader des DGS hat nun mit Georgina Schneid, Bastienne Bischof und der knapp 15jährigen Jessica Urbanski – amtierende Halleneuropameisterin über 60 m Sprint, die auf Grund ihres Alters nicht starten durfte – einen kleinen, aber feinen und sehr viel versprechenden Nachwuchs, den es für die Deaflympics 2009 in Taipeh weiter aufzubauen gilt.
Der männliche DGS Kader war mit 10 Teilnehmern vertreten. Als gefeierter Favorit unter ihnen kehrte der 1. Weltmeister im Zehnkampf, der Warmisrieder Christoph Bischlager, wieder nach Hause zurück. Er hatte sich gegen seine sieben Kontrahenten mit einem absolut überzeugenden Vorsprung von 262 Punkten durchgesetzt. Er gehört nicht nur zu den Besten der Welt, er ist die Nummer eins!
Eine hervorragende und sehr reife Leistung zeigte das Nachwuchstalent Daniel Helmis aus Malchin über 1.500 m. Als zweitjüngster Läufer in diesem Rennen holte der 20jährige Abiturient mit einer Zeit von 3:75,03 min die Bronzemedaille für Deutschland. Auch in seinem zweiten Rennen über 800 m ging er auf Platz 5 nach 1:56,27 min knapp hinter seinen Kontrahenten über die Ziellinie.
Ein weiterer Erfolgsathlet des deutschen Herrenkaders war Matthias Fischer aus Halle an der Saale, der für Deutschland schon vielfach Medaillen holte. Bei dieser Weltmeisterschaft gelang es ihm jedoch nicht, seine lange Erfahrung und seine gute Form in einen Medaillensieg zu verwandeln. In einem Teilnehmerfeld von 42 Sprintern über 100 m erzielte er dennoch einen guten 8. Platz. Ebenso konnten sich weitere Läufer, die für den DGS antraten – der 18jährige Schweriner Lucas Pudschun und sein gleichaltriger Mitstreiter über 800 m, Manuel Rapp aus Neusäß bei München, nicht auf den ersten Rängen platzieren und der junge Nachwuchs muss in Hinblick auf die Deaflympics weiter gezielt vorbereitet werden. Langstreckenläufer Thomas Göpfert war der Konkurrenz über 5.000 m nicht gewachsen, er belegte Platz 9.
Dagegen erreichten die drei Werfer in ihrer jeweiligen Spezialdisziplin nicht nur sehr gute Plätze unter den ersten fünf, der Berliner Henry Schmidt als bewährter Diskuswerfer errang Bronze bei dieser Weltmeisterschaft. Nachwuchs Hanjo Klimpel aus Fürstenwalde, der mit der schweren Kugel bereits bei der Hallen Europameisterschaft Anfang des Jahres Bronze geholt hatte, zeigte auch auf Weltniveau, dass von ihm noch Einiges zu erwarten ist.
Bei den Sprungdisziplinen der Männer startete der 18jährige Frankfurter Florian Schlosser mit einer sehr guten Leistung in den Wettkampf. Als Zweiter qualifizierte er sich für das Finale, in dem er die vorgelegte Weite leider nicht mehr bestätigen konnte. Ihm blieb der siebte Platz.
Die Kaderathleten und –athletinnen hatten in Izmir die Möglichkeit, auf Weltniveau ihre Leistung und ihre Chancen für die Deaflympics 2009 in Taipeh direkt zu vergleichen, denn viele der Gesichter aus Izmir werden auch in Taipeh 2009 bei den Deaflympics wieder zu sehen sein. Da diese WM Rekordmeldungen in der Geschichte des internationalen Leichtathletik Geschehens schrieb, zeigt das Ergebnis aus diesem Vergleich realistisch die Position Deutschlands in der Welt und dient dem Trainerteam als Grundlage dazu, Trainingskonzepte in Hinblick auf die Deaflympics zu entwickeln.
An dieser Stelle möchte der DGS sich noch einmal besonders beim BMI bedanken, das durch die Bereitstellung der finanziellen Mittel die Teilnahme Deutschlands erst möglich gemacht hat. Darüber hinaus gilt unser Dank der türkischen Organisation, die für großartige Wettkampfbedingungen für die Sportler und Sportlerinnen gesorgt hat.
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