DGS Jahresabschlussbericht 2008
Anne Köster
Datum: 27. Dezember 2008
DGS Jahresabschlussbericht 2008
Das Jahr 2008 stand unter dem Stern der Vorbereitungen auf eine erfolgreiche Teilnahme an den Sommer Deaflympics 2009 in Taipeh
Im Jahr 2008 standen die Mannschaftssportarten im Vordergrund. Mit zwei Basketball Mannschaften, zwei Fußball Mannschaften und je einer Mannschaft im Volleyball und Handball entsendete der DGS insgesamt 89 Kaderathleten und Kaderathletinnen zu internationalen Mannschaftsturnieren weltweit. In den Einzelsportarten waren es 36 Sportler und Sportlerinnen, die Leichathleten nahmen teilweise sowohl an den Hallen Europameisterschaften als auch an der Weltmeisterschaften teil.
Auch dieses Jahr bot sich dem DGS die Möglichkeit der Teilnahme an Weltmeisterschaften in fünf Sportarten. Im Vorjahr zu den Deaflympics eine weitere Chance, sich auf Weltniveau zu messen.
Der internationale Sportkalender wurde mit der Hallen Europameisterschaft der Gehörlosen in Genua/ITA eröffnet. Zwei neue Europameistertitel – Christoph Bischlager, Zehnkampf und Jessica Urbanski, 60 m Sprint – sowie drei weitere dritte Plätze, ergänzt durch einige gute Platzierungen, waren das Ergebnis.
Die darauf folgende Wintersport Europameisterschaft in Seefeld/AUT war auf Grund mangelnder Teilnahme auf ein kleines internationales Sportereignis zusammengeschmolzen, an dem Deutschland mit 4 Läufern teilnahm. Keiner der Sportler konnte einen Medaillenplatz erreichen, dennoch geben gute Platzierungen und ein couragierter Nachwuchs, der inzwischen 14jährige Simon Glatt, Hoffnung auf eine erfolgreichere Zukunft des DGS Wintersports.
Ein gutes Ergebnis erzielte der Tischtenniskader bei der Teilnahme an den 1. Tischtennis Weltmeisterschaften der Gehörlosen in Sofia/BUL. Erfolgsspieler dieses Turniers war Mark Mechau, der kam, sah und siegte und zwar in jeder der vier Disziplinen, in denen er mit Unterstützung seiner Kaderathleten antrat – einmal Silber und dreimal Bronze für Deutschland war die stolze Bilanz seiner Leistung angesichts der starken Gegner und Gegnerinnen besonders aus dem asiatischen Raum.
Ein Großereignis für den DGS und seine ehrenamtlichen Mitarbeiter vom GSV Bamberg war die Ausrichtung der Basketball Europameisterschaften im Juni im oberfränkischen Bamberg. Mit 12 Herren- und 8 Damenmannschaften war das internationale Turnier eine gut besetzte Veranstaltung. Auch die deutsche Damen- und Herrenauswahl nahm am Turnier teil. Nachdem sie in den vergangenen vier Jahren Trainerwechsel erfahren hatten und neu aufgebaut worden waren, mussten sie bei den Europameisterschaften im internationalen Vergleich Leistung zeigen, und auch welche Aussichten für eine Teilnahme an den Sommer-Deaflympics 2009 in Taipeh bestehen. Während es den Herren gelang, den Abstand zur europäischen Spitze erheblich zu verkleinern – hinter den spielstarken Litauern und Slowenen ist ein Feld von 7 bis 8 Nationen entstanden, auf dem jeder jeden schlagen kann, dazu gehört inzwischen auch die deutsche Herrenmannschaft – wird für die Damenmannschaft ein Neuaufbau unumgänglich sein. Auch in Bamberg gelang es dem DGS mit Hilfe der örtlichen Ausrichter, eine internationale Spitzensportveranstaltung auf hohem Niveau zu organisieren.
Auf die Basketball Europameisterschaften folgte der absolute Höhepunkt im Sportjahr 2008 für den Verband. Die deutsche National-Elf der Männer holte sich in einem Teilnehmerfeld von 15 Mannschaften bei den 1. Fußball Weltmeisterschaften der Gehörlosen in Griechenland den Meistertitel!
Am Turnier der Frauen nahmen 5 Mannschaften teil, darunter auch Erzkonkurrent Russland, gegen den die deutsche Mannschaft im Finale mit 0:1 unterlag.
Eine weitere Meisterleistung zeigte die junge Tennisspielerin Heike Albrecht mit ihren Kaderkollegen bei den Europameisterschaften der Gehörlosen in Bukarest Ende Juli/Anfang August. In drei Disziplinen ging sie in den Wettkampf und mit drei Goldmedaillen kam sie zurück – im Einzel, im Doppel mit Verena Fleckenstein, im Mixed mit Urs Breitenberger. Dreimal Gold und einmal Bronze im Herrendoppel Kett/Breitenberger machte Deutschland zur Nummer eins im europäischen Tennissport.
Bei der Teilnahme an den Einzel-Weltmeisterschaften in St.Gallen/SUI musste der Schachkaders aus gesundheitlichen Gründen auf Großmeister Sergey Salov und den Bundestrainer Jerzy Konikowski verzichten. Drei Deutsche, unter ihnen die hochtalentierte Nachwuchsspielerin Annegret Mucha, traten in einem Teilnehmerfeld von 84 Spielern aus 23 Ländern an. Die junge Spielerin aus Deutschland enttäuschte die in sie gesetzten Erwartungen nicht und kam als stolze Juniorenweltmeisterin im Einzel wieder nach Hause.
Die 1. Volleyball Weltmeisterschaften der Gehörlosen im August 2008 waren für die deutsche Auswahl eine große Herausforderung. Gegen 12 weitere Mannschaften aus insgesamt 3 Kontinenten hatten sie sich das Minimalziel gesetzt, das Halbfinale zu erreichen, was auch gelang. Obwohl sie dann das Finale nicht erreichten, bleib die Chance auf Platz 3, die sie leider im Spiel gegen Japan um Haaresbreite verpassten.
Ein weiterer Mannschaftswettkampf auf internationalem Boden stand für den Handballkader des DGS im September in Belgrad auf dem Programm. Für die Europameisterschaft hatten insgesamt fünf Nationen ihre Kader gemeldet. Umso größer war der Erfolgsdruck für Deutschland, denn nur ein Platz auf dem Treppchen würde eine Qualifikation für die Teilnahme an den Deaflympics 2009 bedeuten. Als Vizeeuropameister und mit berechtigter Hoffnung auf den Titelgewinn starteten die deutschen Spieler ins Turnier, mussten sich aber letztlich mit Bronze zufrieden geben. Fakt ist, dass die Deutschen mit einigen wenigen sehr starken Individualspielern eine zu kleine Auswahl hatten, um dem Gegner mit einer sehr viel breiteren Auswahl auf Dauer Stand zu halten.
Ein zweites Mal im Jahr 2008 ging der Leichtathletikkader des DGS bei der 1. Weltmeisterschaft der Gehörlosen an den Start. Und wieder war es Christoph Bischlager, der – diesmal im Zehnkampf – alle Konkurrenten aus dem Feld schlug und als König der Leichtathletikwelt nach Hause kam. Georgina Schneid holte sich den stolzen Vizemeistertitel im Siebenkampf, drei weitere Bronzemedaillen im 1.500 m Lauf der Männer, im Diskuswurf der Männer und im Hochsprung der Frauen zusammen mit einigen guten Platzierungen machten die Meisterschaften zu einem Erfolg für Deutschland.
Das Jahr 2008 stand unter dem Stern der kommenden Deaflympics 2009.
Nicht nur bei den Weltmeisterschaften hatten die Kaderathleten und -athletinnen in diesem Jahr die Möglichkeit, ihre Leistung und ihre Chancen für die Deaflympics 2009 in Taipeh direkt zu vergleichen, auch von den Europameisterschaften werden viele der Gesichter bei den Sommer Deaflympics in Taipeh 2009 wieder zu sehen sein. So zeigt das Ergebnis aus diesem Vergleichsjahr direkt vor den Weltspielen realistisch die Position Deutschlands in der Welt und dient den Bundestrainern als Grundlage dazu, Konzepte in Hinblick auf die Deaflympics zu entwickeln.
Die vielen Mannschaftswettkämpfe in diesem Jahr zeigten deutlich, dass der DGS gerade in diesem Bereich den starken Gegnern aus Osteuropa auf Dauer nicht standhalten wird, wenn er sich nicht intensiv um Nachwuchs bemüht.
Aus diesem Grund war es eine besondere Freude, dass in diesem Jahr erstmals 11 junge DGS Talente in die Nachwuchseliteförderung der Stiftung Deutsche Sporthilfe aufgenommen wurden, die mit einer jährlichen Summe von 3.000 Euro über drei Jahre je Sportler verbunden ist. Davon profitieren jedoch in erster Linie die Einzelsportarten.
Als neue Mannschaft ist in diesem Jahr die Fußball Frauenmannschaft hinzugekommen. Diese Sportart erfreut sich großer Beliebtheit unter den gehörlosen Frauen in Deutschland und ein Mangel an guten Spielerinnen ist hier nicht das Problem. Vielmehr muss sich der Frauen Fußball im Gehörlosensport erst einmal im europäischen Raum wie auch weltweit etablieren, damit eine Wettkampfsituation auf hohem Niveau zustande kommen kann.
An dieser Stelle möchten wir uns bei unseren Sportlerinnen und Sportlern für ihre Leistungen bedanken, ihnen und ihrem Engagement verdanken wir Erfolgsberichte wie diesen. Auch denjenigen, die jahrelang mit ihrer Leistung und Treue zum Verband zu dessen Erfolg beigetragen haben und dieses Jahr ihren Abschied aus den Nationalmannschaften und ihren Ämtern genommen haben, gilt unser Dank:
Alexander Rossow Basketball
Astrid Harbeck Trainerin Sportschießen Gewehr
Frank Schimanski Handball
Ivan Rupcic Tischtennis
Marc Schwanemeier Basketball
Maria Gröger Trainerin Bowling
Nele Alder-Baerens Leichtathletik
Norbert Hensen Handball
Viktoria Zarn Schwimmen
Tatjana Hebing Tennis
Thomas Meiler Ski-Alpin
Desgleichen danken wir den ehrenamtlichen Mitarbeitern des DGS, die diesen Erfolg durch ihr Engagement erst möglich gemacht haben,
aber auch allen Förderern und Freunden des Gehörlosensport, den großzügigen Sponsoren und nicht zuletzt dem Bundesministerium des Innern und der Stiftung Deutsche Sporthilfe.
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