Grußwort zu Weihnachten und zum Jahreswechsel
Karl-Werner Broska, DGS-Präsident
Datum: 22. Dezember 2009
Grußwort zu Weihnachten und zum Jahreswechsel
Liebe Homepagebesucher,
bald ist es wieder soweit: Weihnachten, das Fest der Familie steht vor der Tür. „Es ist die schönste Zeit im Jahr“, sind andere wiederum überzeugt. Geborgenheit und Gemütlichkeit zum Fest im Kreise von lieben Menschen ist für die meisten ein Begriff eines gelungenen Weihnachtsabends. Und der Jahreswechsel für den Deutschen Gehörlosen-Sportverband (DGS) von einem erfolgreichen Jahr 2009 in ein neues Jahr 2010 steht vor der Tür. In der Zeit „zwischen den Jahren“ ist die Gelegenheit, zurück zu blicken und zugleich darüber nach zu denken, was das neue Jahr bringen wird, besonders für den Gehörlosensport.
Im Jahr der 21. Deaflympics konnte der Deutsche Gehörlosen-Sportverband die vielen gestellten Aufgaben erfüllen. Unsere Hauptsorge ist und bleibt die Zukunft, der Mitgliederrückgang. Der DGS hat am Stichtag 01.01.2009 9533 Mitglieder (Vorjahr 9910). Wir haben bis auf die Landesgehörlosen-Sportverbände aus Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Saarland bei elf anderen Landesgehörlosen-Sportverbänden einen leichten Mitgliederrückgang zu verzeichnen. Die Vereine gingen von 148 auf 141 zurück. Bei den Sparten Basketball, Bowling, Fußball, Golf und Motorsport gab es leichten Zuwachs. Bei anderen Sparten sind leichte bis starke Abgänge zu verzeichnen.
Zwei Sportfreunde verstarben in diesem Jahr: Hanspeter Bittel (war von 1990 bis 1994 der 2. Verbandsvorsitzender im Berliner Gehörlosen-Sportverband) am 10.02. 2009 und Herbert Grosse (Goldmedaillengewinner im 100m-Rückenschwimmen bei den Weltspielen 1957 in Brüssel und von 1982 bis Februar 2009 Vorstands- und später Präsidiumsmitglied im Gehörlosen-Sportverband Nordrhein-Westfalen) am 05.02.2009. Wir werden ihnen ein ehrendes Andenken bewahren.
Am 30.04.2009 wurde Bernhard Maier in Freiburg/Breisgau und am 17.05.2009 Alfred Reckel in Braunschweig mit der Heinrich-Siepmann-Medaille geehrt.
Unser Vizepräsident für den LS, Ivan Rupcic, welcher sich für den Leistungssport sehr einsetzt, führte viele Gespräche sowohl mit den Mitgliedern aus dem Leistungs-Sport-Ausschuss (LSA) als auch mit den Fachwarten, Trainern und Physiotherapeuten. Dazu gehörte natürlich auch die Vor- und Nachbereitung der 21. Deaflympics 2009 in Taipeh, welche durch die Angestellten in der DGS Geschäftsstelle sehr gut erledigt wurden und denen wir hier unseren besonderen Dank aussprechen wollen.
Ein weiteres Problem ist auch unser Kampf gegen Doping im Sport, denn die Anti-Dopingbestimmungen werden immer wieder geändert und müssen von uns auf den neuesten Stand gebracht werden. So kann den Verbänden, die die Klauseln der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) nicht in Arbeits- oder Honorartrainerverträge übernehmen, die Förderung gestrichen werden. Um am Ball zu bleiben müsste unsere Sportdirektorin Sabine Grajewski, die gleichzeitig auch Beauftragte für Antidoping unseres Verbandes ist, immer wieder an den NADA-Sitzungen und –Seminaren teilnehmen.
Der Vizepräsident für den Breitensport, Reinhold Lorenz, ist zuständig für die Nichtdeaflympischen Sportarten wie beispielsweise Dart, Faustball, Golf, Kegeln, Motorsport, Schach, Freizeit-, Breiten-, und Seniorensport und sonstige Sportarten.
Der Vizepräsident für Finanzen, Günter Freßmann, ist zuständig für den ordentlichen Haushaltsplan, die DGS-Geschäftsstelle für den außerordentlichen Haushalt.
Ein besonderer Dank gilt unserem Vizepräsidenten für die Öffentlichkeitsarbeit, Peter Fiebiger. Wir haben für die 21. Deaflympics 2009 in Taipeh einige Sponsoren gewinnen können, jedoch nicht so viele wie wir es uns vorgestellt haben. Die Krise der Banken und der Wirtschaft macht sich hier besonders bemerkbar.
Die Zusammenarbeit mit dem BMI wurde gefestigt und ist, seit meinem Amtsantritt im Jahr 2003 sowie auch dem Personenwechsel in unserer Geschäftsstelle, wie immer gut geblieben. Des Weiteren nahm auch ein Vertreter vom BMI an einigen Sitzungen vom LSA des DGS teil, um sich davon zu überzeugen, dass beim LSA auch nach Leistungen bzw. nach Prüfung von Härtefällen, nominiert und entschieden wird. Am 1. November 2009 hat wieder ein Gespräch zwischen dem Vertreter vom BMI und den LSA-Ausschussmitgliedern in Essen stattgefunden. Der LSA ist gegenüber dem BMI verpflichtet, die Leistungssportkriterien des DGS nach bestem Wissen und Gewissen einzuhalten. Daran kommen wir nicht vorbei.
Am 3. und 4. September 2009 fand der 42. ICSD-Kongress in Taipeh/Taiwan statt. Die amtierende Präsidentin Dr. Donalda K. Ammons zog ihre Präsidentschafts-Kandidatur überraschend am Vortag der Wahl zurück. Craig A. Crowley aus Großbritannien wurde zum neuen Präsidenten gewählt. Er siegte mit 33 zu 32 Stimmen gegenüber Valerie N. Rukhledev aus Russland, wobei 5 Stimmen ungültig waren. Josef Willmerdinger wurde Vizepräsident für den Sport und David Lanesman aus Israel Vizepräsident für Jugendsport. Weiterhin wurde Vanessa Migliosa aus Italien als Beisitzerin gewählt.
Die 21. Deaflympics in Taipeh/Taiwan sind zu Ende und gehören nunmehr der Vergangenheit an. Mit 3 Gold-, 8 Silber- und 12 Bronzemedaillen belegt Deutschland im Medaillenspiegel den 16. Platz.
Nach Melbourne/Australien vor 4 Jahren fand wieder ein sportliches Großereignis statt, das für die Beteiligten, besonders für Taiwan selbst, von größter Bedeutung war, vom Rest der Welt aber kaum wahrgenommen wurde. Hier trafen sich 2498 gehörlose Spitzensportler aus 77 Ländern in Taipeh zu ihren eigenen Weltspielen – den Deaflympics. In Melbourne vor 4 Jahren waren es 2045 Sportler aus 63 Nationen, in Rom vor 8 Jahren 2405 Sportler aus 71 Nationen. Die Eröffnungsfeier stellte in Sachen Aufwand die bisherigen Deaflympics bzw. Weltspiele in den Schatten. Freundlich distanzierte Taiwaner, ein Heer von stets etwas übermotivierten Helfern und Helferinnen in gelben und orangenen T-Shirts fielen hier besonders auf. Dazu kamen auch die strengen Sicherheitskontrollen in fast allen Sportanlagen. Tausende Teilnehmer aus aller Welt, die Taiwan besuchten, um das Land kennen zu lernen und neue Eindrücke gewinnen zu wollen um schöne Erinnerungen mit nach Hause zu nehmen, werden es nicht bereuen, bei den Deaflympics dabei gewesen zu sein. Die gehörlosen Sportler und alle Teilnehmer der Deaflympics fühlten sich auf die gleiche Ebene der Anerkennung gestellt wie die Teilnehmer bei den Olympischen Spielen und Paralympics 2008 in Peking.
Zum ersten Mal wurden in 160 Ländern die Fernsehbilder übertragen und das sogar Live. Ich vermute, es sind die einzigen Bilder von den Deaflympics, die es überhaupt in diese Fernsehanstalten geschafft haben.
Das ist schade, denn wenn man miterlebt hat, mit wie viel Engagement und Leidenschaft die Länder und vor allem Taiwan dieses Großereignis bewältigt haben, so hätte man den Organisatoren mehr Verbreitung in der Öffentlichkeit gewünscht. Natürlich werden Olympische Spiele und Fußball-WM immer eine Klasse für sich bleiben, aber im Gegensatz zu den Deaflympics wird von den Paralympics ja schließlich auch jedes Mal in großer Aufmachung in den Medien darüber berichtet.
Wir haben unser Bestes gegeben, um allen Ansprüchen gerecht zu werden. Obwohl wir 23 Medaillen gewonnen haben, fehlten uns noch einige Goldmedaillen, um auf die vorderen Plätze der Medaillenwertung zu kommen.
Ich bin überzeugt, dass wir die Farben der Bundesrepublik Deutschland würdig vertreten haben. Erfreulich war, dass Herr Wolfgang Grotthaus, Mitglied des Bundestages (SPD) und Frau Prof. Dr. Gudrun Doll-Tepper sowie Herr Walter Schneeloch, beide vom DOSB, unsere Mannschaft besucht und sie mit angefeuert haben. Sie waren ausgesprochen gern gesehene Gäste und haben sich im Kreis des DGS-Teams wohl gefühlt.
Das Deutsche Institut war uns bei manchen Problemen sehr behilflich. Zu erwähnen sind hier Frau Birgitt Ory, Herr Pit Köhler und Herr Sven Meier. Auch Prof. Chris Merkelbach, welcher aus Aachen stammt und dessen Bruder hörgeschädigt war, unterstützte uns in vielen Bereichen z. B. beim Druck unserer Frühstückszeitung und dem Waschen der Sportkleidung.
Hervorheben möchte ich das soziale Engagement von Volkswagen, das nicht nur für den Behindertensport, sondern auch für den Gehörlosensport gilt. Beldare Motors in Taipeh setzt die Tradition des Sponsorings fort, die der Deutsche Gehörlosen-Sportverband schon seit 1997 bei den 18. Weltspielen in Kopenhagen in Anspruch nehmen konnte. Beldare Motors half in Taipeh mit 10 Fahrzeugen. Ganz besonders und sehr erfreulich war es diesmal, dass uns zu den Fahrzeugen auch sehr gute Fahrer zur Verfügung standen. Bei den Verkehrsverhältnissen in Taipeh eine unschätzbare Hilfe. Deshalb waren wir selbstverständlich bereit, mit Presse, Internetfernsehen, Fotos, Volkswagen und Beldare Motors werbewirksam darzustellen.
Die 21. Deaflympics in Taipeh waren sehr erfolgreich. Die Taiwanesen waren aufmerksame Gastgeber, die den Sportlern und Offiziellen hervorragende Bedingungen boten. Die deutsche Mannschaft umfasste 230 TeilnehmerInnen. Sie war eine vorbildliche Vertreterin unseres Landes mit einem sehr sympathischen Erscheinungsbild. Immerhin hat Deutschland in seinen Mannschafts-Sportarten, bis auf Basketball, mindestens eine Medaille gewonnen. Auch die Medaillenausbeute in den Individual-Sportarten wie Sportschießen (5 Medaillen), Leichtathletik (2 Medaillen), Schwimmen (10 Medaillen), Tennis (1 Medaille) war den Umständen nach gut und mit insgesamt 23 Medaillen belegte Deutschland den 9. Platz. Uns haben leider mindestens 3 fest eingeplante Goldmedaillen gefehlt um einen der vorderen Plätze im Medaillenspiegel zu belegen.
Aber wir müssen auch die Defizite sehen und analysieren, damit der 16 Platz in Taipeh nicht zu einem Ruhekissen wird, auf dem wir sanft einschlummern, um dann 2013 in Athen wieder auf dem gleichem Platz zu erwachen. Eines ist jedenfalls sicher: Die internationale Konkurrenz schläft nicht, im Gegenteil: Sie ist noch mehr gewachsen und der Kampf um die Medaillen sehr viel härter geworden. SportlerInnen aus sehr vielen anderen Nationen gewinnen in den Individual-Disziplinen die Medaillen und nicht wie früher mehrere Sportler aus nur einigen großen Nationen. Dieser Prozess, dass immer mehr Medaillen unter mehr Ländern aufgeteilt werden, wird sich auch in Zukunft fortsetzen.
Unser Leistungs-Sport-Ausschuss wird eine umfangreiche Analyse machen müssen. Hier geht es um die künftige Nominierung für Europa- und Weltmeisterschaften, sowie für die 22. Deaflympics 2013 in Athen. Das A und O einer guten Leistungsbilanz ist das regelmäßige Training.
Seit dem 5. März 2009 hat der DGS im Gutachterauschuss des Förderkreises Behindertensport eine Stimme. Der Förderkreis Behindertensport ist zuständig für die Verteilung der Spendenmittel für alle Behindertengruppen auf Bundesebene und wir konnten uns mit unserer Teilnahme an der Benefizgala „Die Nacht der Stars – ein Festabend des Behindertensports“ am 12. November 2009 über die Spendenbereitschaft an den Förderkreis Behindertensport überzeugen. Dort nahmen wir einen Scheck für den DGS in Höhe von 5.000,- Euro in Empfang.
Auf der DOSB-Konferenz der Spitzenverbände hat unser Generalsekretär Winfried Wiencek mit Hilfe einer PPP- Präsentation einen hervorragenden Vortrag über die 21. Deaflympics 2009 in Taipeh gehalten. Da der Deutsche Gehörlosen-Sportverband noch nie auf einer Tagung der Spitzenverbände des DOSB einen Bericht vorgetragen hatte bekam der Vortrag anhaltenden Beifall von allen Teilnehmern. Besonders erfreulich war der „Hände zum Himmel-Applaus der Gehörlosen“ von der DOSB Vizepräsidentin, Frau Prof. Dr. Doll-Tepper und das zustimmende Kopfnicken von DOSB Präsident Dr. Bach und DOSB Generaldirektor Dr. Vesper. Frau Dr. Thiel, Vorsitzende der Spitzenverbände, hat sich für den eindrucksvollen Vortrag bedankt. Sie freute sich über die weitere Aufklärung aller Spitzenverbände sowie des DOSB Präsidium über den Gehörlosensport, welcher durch den Deaflympics-Film und die gelungene PPP gut angekommen ist.
Im Jahr 2010 haben wir in Deutschland drei besondere Ereignisse:
Vom 18.-19. Juni 2010 findet in Essen der 15. EDSO-Kongress statt und vom 20.-26. Juni 2010 die 10. Europameisterschaft im Schwimmen in Dortmund.
Das Allerwichtigste ist aber das 100 jährige Jubiläum des DGS vom 9.-11. September 2010 in der Grugahalle in Essen. Dort werden wir feiern: 100 Jahre Sportgeschichte, Fun-Sport Meile, Workshops, Messe, Gala-Abend und 100 Jahre Party. Wir heißen Euch schon jetzt herzlich willkommen.
Im Namen des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes wünsche ich allen Homepage-Besuchern ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und ein gutes, erfolgreiches neues Jahr.

Karl-Werner Broska,
Präsident
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