100 Jahre deutscher Gehörlosensport
Vom 09. bis 11. September beging der Deutsche Gehörlosen-Sportverband sein 100jähriges Jubiläum

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des deutschen Gehörlosensports ist gelegt – drei Tage lang feierte der Verband seinen 100. Geburtstag in der und um die GRUGA Halle in Essen. Eröffnet wurde die Veranstaltung offiziell am Donnerstag durch Präsident Karl-Werner Broska, Essens Bürgermeister Franz-Josef Britz hieß die Angereisten herzlich in der Kulturhauptstadt 2010 willkommen und ließ sich in die Geschichte und Arbeit des Verbandes einführen.

Ausstellungen & FunSportMeile
Mit einer historischen Ausstellung zu mehr als 100 Jahren Sportgeschichte hielt man Rückschau auf eine erfolgreiche Entwicklung des Verbandes, eine Ausstellung der Fachsparten und Landesverbände gab einen Eindruck von der heutigen Arbeit der Dachorganisation. Umrahmt wurden die Ausstellungen von Informations- und Verkaufsständen unterschiedlicher gewerblicher Anbieter zum Thema Gehörlosigkeit wie der Gehörlosenverlag, Humantechnik oder TeleSign, deren Angebote bei den Besuchern auf reges Interesse stießen.

Um das Gebäude der GRUGA Halle präsentierte sich die Deutsche Gehörlosen-Sportjugend ihrem Zielpublikum mit einem umfangreichen und vielfältigen Bewegungs- und Sportangebot vom Kletterturm über einen Soccer Court bis hin zum Schießstand. Die jungen Besucher wurden zum Wettkampf mit Europa, Welt- und Deaflympicsmeistern aufgefordert und fanden viel Spaß daran, wirklich jede Sportart ausprobieren und sich darin messen zu können. Zahlreiche Preise, gestiftet von großzügigen Spendern aus der Sportbranche, sowie Medaillen und Urkunden wurden verliehen. Die Ausstellungen und die FunSportMeile des Jubiläums waren feste Bestandteile der Feierlichkeiten, die an allen Tagen genutzt wurden und für eine lebendige Atmosphäre sorgten.

Arbeitskreise
Weiterer Bestandteil der Feierlichkeiten waren unter anderem drei Arbeitskreise zu den Themen Schulsport, Förderung des Spitzensports der Gehörlosen und das Zusammenwirken des Deutschen Gehörlosenbundes und des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes. Diese Arbeitskreise sollten vor allem dazu dienen, eine Bestandsaufnahme zu machen auf deren Grundlage mittel- und langfristig umsetzbare Ziele definiert werden können.

Frau Prof. Dr. Doll-Tepper nahm als Vertreterin des DOSB am Arbeitskreis zum Thema Schulsport teil. Auf allen Seiten war der Wunsch nach gezielter und vor allem umfangreicherer körperlicher Förderung im Schulsport allgemein und im Behindertensport insbesondere gleichermaßen vertreten. Durch die Tatsache, dass die Hoheit des Schulwesens bei den Ländern liegt, gibt es keine einheitliche Lösung im Schulsport. Hier muss verstärkt das Gespräch mit den verantwortlichen Instanzen gesucht werden.

Frau Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses des Bundestages nahm beim Arbeitskreis zum Thema Förderung des Spitzensports Gehörloser in einem Symposium Stellung, gemeinsam mit Frau Gisela Hinnemann, Vizepräsidentin Leistungssport LSB NRW. Dr. Michael Illgner von der Stiftung Deutsche Sporthilfe musste seine Teilnahme an diesem Arbeitskreis kurzfristig absagen. Das Ergebnis des Arbeitskreises war insofern viel versprechend, als sich Frau Hinnemann bereit erklärte, die Satzung der Sportstiftung NRW dahingehend überprüfen und ggfs. ändern zu lassen, so dass zukünftig auch Kadersportler des DGS in den Zuwendungskriterien offiziell berücksichtigt werden. Als ein weiteres Ergebnis der Diskussion entstand, angeregt von Frau Freitag, die Idee einer Traineroffensive über den DOSB, um die Honorarsituation der DGS Trainer und Trainerinnen angemessener zu gestalten. Frau Freitag bot an, sich dementsprechend beim DOSB für den DGS zu verwenden. An Ministerialrat Dr. Gerhard Böhm trat man mit der Bitte heran, gemeinsam mit den Verantwortlichen der NADA über die Bewilligung einer Fachkraft in Dopingfragen für den DGS nachzudenken.

Die Teilnehmer des Arbeitskreises zum Zusammenwirken des Deutschen Gehörlosenbundes sowie des deutschen Gehörlosen-Sportverbandes, darunter auch die Präsidenten der beiden Dachorganisationen Rudi Sailer und Karl-Werner Broska sowie DGS Ehrenmitglied Käthi George befassten sich vor allem mit dem Thema Teilhabe und Inklusion. Beide Vertreter der Jugendorganisationen DGJ und DGSJ, Ludwig Herb und André Neuhaus, waren sich einig, dass eine große Chance in der Kooperation ihrer beiden Organisation liegt, eine breite sportbegeisterte Jugend für eine fruchtbare Arbeit zu gewinnen. Auch die Präsidenten der Dachverbände setzen auf eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft mit einer gewinnbringenden Zusammenarbeit.

Die Gala und die DGS Sports Trophy
Der Verband nutzte die Möglichkeit, sich bei seinen Freunden und Förderern mit einer unvergesslichen GALA zu bedanken, auf der erstmals in der Geschichte des Verbandes ein Ehrenpreis – die DGS Sports Trophy – an verdiente Leistungsträger des Verbandes verliehen wurde.

Die Besucher wurden mit einem hochkarätigen Rahmenprogramm mit Musik, Akrobatik und Komödie sowie einer gekonnten und ungewöhnlichen Moderation von Tomato Pufhan und Sabine Peper unterhalten, die im Wechselspiel von Gebärde und Wort durch die GALA führten.

Höhepunkt der Gala war die Verleihung der DGS Sports Trophy; erstmalig in der Geschichte des deutschen Gehörlosensports hatten Leistungsträger des DGS öffentlich zur Wahl gestanden und es konnten die Beste Mannschaft, Bester Sportler und Beste Sportlerin sowie der Beste Nachwuchs gekürt werden.

Beste Mannschaft
Fußball Männer/Kader DL2009 Taipeh– Platz 1
Fußball Frauen/Kader DL2009 Taipeh – Platz 2
Volleyball Herren/ Kader DL2009 Taipeh – Platz 3

Bester Sportler
Christoph Bischlager/Leichtathletik – Platz 1
Björn Koch/Schwimmen – Platz 2
Ingo Schweinsberg/Sportschießen – Platz 3

Beste Sportlerin
Georgina Schneid/Leichtathletik – Platz 1
Heike Albrecht/Tennis – Platz 2
Verena Fleckenstein/Tennis – Platz 3

Bester Nachwuchs
Jessica Urbanski/Leichtathletik – Platz 1
Jarmila Gupta/Schwimmen – Platz 2
Simon Glatt/Ski Alpin – Platz 3

Wolfgang Irle, bereits seit 25 Jahren als Leichtathletik Bundestrainer für den DGS tätig wurde mit der DGS Sports Trophy für seine Lebensleistung als Trainer geehrt.

Essens Bürgermeister Rolf Fliß, Ministerialrat Dr. Gerhard Böhm, Herr Werner Stürmann als Vertreter von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Frau Dr. Gisela Hinnemann brachten in ihren Ansprachen ihren Respekt vor der Arbeit der Menschen zum Ausdruck, die zu einer erfolgreichen Entwicklung des Verbandes beigetragen haben. Dr. Gudrun Doll-Tepper betonte in ihrer Rede noch einmal ihre Verbundenheit mit dem Gehörlosensport, die vor Allem von ihrem Besuch der Deaflympics 2009 in Taipeh/TPE herrührt. DGB Präsident Rudi Sailer

Der sportliche Höhepunkt:
EDSO Qualifikation GER vs. CZE am 11. September 2010 Essen - 6:0 für die deutsche Nationalelf

Eberhard Gienger als Vertreter des DOSB musste seine Teilnahme am Arbeitskreis zur Förderung des Gehörlosenspitzensports kurzfristig absagen. Er ließ es sich aber nicht nehmen, am folgenden Tag anlässlich des EDSO Qualifikationsspiels der deutschen Nationalelf gegen Tschechien als Attraktion mit dem Fallschirm über dem gut gefüllten Stadion am Hallo abzuspringen und das Spiel gemeinsam mit Bundespräsident a. D. Horst Köhler als Zuschauer mit zu verfolgen, der eigens zu diesem Anlass mit seiner Gattin nach Essen angereist war.

Am Samstag, den 11. September, um 15.30 Uhr ertönte also im Stadion am Hallo der Anpfiff zum Rückspiel GER vs. CZE für die Qualifikation zur EDSO Fußball Europameisterschaft 2011 in Odense/DEN. Die Deutschen hatten bereits beim Hinspiel in Prag im April einen 1:0 Sieg eingefahren, ein schlichtes Unentschieden wäre die Fahrkarte nach Dänemark gewesen.

Schon in der 2. Spielminute legte Mannschaftskapitän Daniel Jagla mit einem Tor vor, Benjamin Christ erhöhte in der 4. Minute auf 2:0. Die Tschechen bleiben weiterhin chancenlos und mit einem Halbzeitstand von 4:0, erzielt von Fabian Trappe in der 32. Minute und wieder Daniel Jagla 4 Minuten vor dem Halbzeitpfiff, ging die deutsche Mannschaft in die zweiten 45 Minuten. Die junge tschechische Mannschaft fand auch in der 2. Halbzeit nicht zu ihrem Spiel und konnte die wenigen Torchancen auch Dank Torhüter Christian Bölker nicht nutzen. Kaum 6 Minuten auf dem Spielfeld, erzielte Kadir Tatar, der in der 54. Spielminute gegen Fabian Trappe ausgetauscht wurde, das 5:0. Nur 5 Minuten später fiel der 6. Treffer für Deutschland durch Benjamin Christ und damit war ein Ausgleich für die Tschechen in unerreichbare Ferne gerückt.

Im Anschluss an die erfolgreiche Qualifikation gab der deutsche Kader für die Zuschauer eine lebhafte Autogrammstunde, vor Allem die Schüler der LVR Förderschule Hören und Kommunikation Primarstufe Essen, waren begeisterte Autogrammjäger. Die jungen Fußballfans hatten die beiden Nationalmannschaften zur Aufstellung ins Stadion begleitet. Insgesamt kann man, von einem Versagen in der Tontechnik abgesehen, von einer rundum gelungenen Veranstaltung sprechen – ein großes Treffen, viel Spaß und Prominenz am Rande (Zitat Peter Bergmann, Lehrer an der LVR Förderschule).

Der krönende Abschluss – die Geburtstagsparty
Am letzten Abend des Jubiläums fuhr der Verband noch einmal groß auf. Er hatte zur Party geladen und ein spektakuläres Programm zusammengestellt. Durch die Party führten Diana Aleksic und Tomato Pufhan.

Mit Mbilo Ya Africa, Dancing Out the Line und Breitenbach hatte das Organisationskomitee hervorragende Show Acts verpflichtet. Die drei Tänzer der afrikanisch-brasilianischen Tanzgruppe Mbilo Ya Africa verstanden es hervorragend, sich unters Publikum zu mischen und die Gäste der Party zum Tanz zu animieren, Dancing Out the Line, die Gehörlosen Modern Dance Gruppe aus Karlsruhe, unterhielt mit spritzigen Tanzeinlagen und die Rockgruppe Breitenbach musste Zugaben geben. Das Besondere an Breitenbach ist die textbegleitende Gebärdenperfomance, mit dem Hit „Waiting“ hatten sie ein erstes barrierefreies Musikvideo auf den Markt gebracht. Eine anschließende Laser Show leitete zum Discoabend über.

Somit blickt der DGS heute auf ein weiteres großes Ereignis in seiner Geschichte zurück, ein gelungenes Jubiläum mit einem vielseitigen Programm und einer durchweg positiven Resonanz.

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