Dresse und Maere Cup 2011
Text Johannes Bildhauer/Anne Köster, Fotos Johannes Bildhauer
Datum: 25. Juni 2011
Dresse & Maere Tennis Cup
World Deaf Tennis Team-Championships 2011
vom 18. – 25. Juni 2011 in Izmir/Türkei
Ein großer Tag für Deutschland
Die deutschen Herren im Finale!
Das Halbfinalspiel der Herren sollte ein wahrer Krimi werden. Schaeffers Gegner war nicht, wie erwartet, die französische Nr. 3, Vincent Novelli, sondern mit Maxime Sanchez die durchaus weniger leistungsstarke Nr. 2. Frankreich rechnete fest damit, ins Doppel gehen zu müssen und wollte Novelli dafür als Trumpf in der Hinterhand behalten. Die Rechnung ging nicht auf!
Mit Schaeffer und Sanchez trafen zwei konsequente Grundlinienspieler aufeinander - Schaeffers Chance, den Punkt zu machen, wenn er den Traineranweisungen Kriegs folgen würde: Äußerste Konzentration und viel Beinbewegung. Schaeffer stieg unsicher ins Spiel ein, er brachte seinen 1. Aufschlag nicht nach Hause, konnte aber dem Gegner mit einem gekonnten Rebreak den Aufschlag zum 1:1 wieder abnehmen. Damit fand er zu seiner durchgängig guten Form zurück. Es wurde ein interessantes Spiel mit schönen langen Ballwechseln, Schaeffer nutze seine Möglichkeiten, machte unbeirrt Punkt um Punkt und trotz mehrmaligen Einstands brachte er die Big Points und nach 75 Minuten mit 6:2, 6:1 auch den ersten wichtigen Punkt für Deutschland nach Hause. Trainer Krieg nach dem Match: "Ich bin hochzufrieden, Schaeffer hat sehr beherrscht und mit großer Ausdauer gespielt, seine Einstellung war hier ganz entscheidend, Sanchez ein durchaus ernst zu nehmender Gegner für ihn:" Schaeffer selber ist stolz auf diesen wichtigen Sieg und den 1. Punkt gemacht zu haben: "Damit habe ich meinem Partner Urs für seine wirklich harte Aufgabe ein wenig Rückenfreiheit geben können".
Und mit dieser Sicherheit im Rücken, den 1. Punkt schon zu haben, erfüllte Breitenberger sich dann im folgenden Einzel gegen den Deaflympicssieger Mikael Laurent seinen Traum und nicht nur sich, sondern auch Trainer Krieg, der als ehemalige Tennislegende jahrelang mit Laurent um Titel und Medaillen gefochten hatte!
Die Mittagssonne stand am wolkenlosen Himmel, auf dem Court war die unerbittliche 40 Grad Marke knapp erreicht, als das Match um 11:25 eröffnet wurde. Die beiden Spieler lieferten dem Publikum mit Tennis auf höchstem Niveau einen wahren Leckerbissen, wohl mit das schönste Spiel im gesamten Turnier. Souverän, als habe er nichts zu verlieren und alles zu gewinnen, steigt Breitenberger ein, die beiden Gegner liefern sich über sechs Spiele ein Gefecht mit ungewöhnlich vielen Breaks und Rebreaks, beim Stand von 6:5 für Laurent gelingt es Breitenberger, drei Satzbälle gekonnt abzuwehren, im Tie-Break dann verwandelt er den 2. Matchball zum 7:6 (7:3) Satzgewinn.
Die Spannung steigt, als Laurent im 2. Satz mit erfolgreichem Aufschlagspiel und verstärkten Volleys hohen Druck auf den Deutschen ausübt, trotz erstklassiger Leistung und äußerster Konzentration muss Breitenberger den Satz mit 4:6 an den Löwen aus Frankreich abgeben. Mit neuen Bällen geht es in den dritten und ausschlaggebenden Satz, für Breitenberger umso entscheidender, als er hier die Chance wittert, sich in die Ränge der Tennisweltspitze zu spielen. Unerwartet und schnell bringt er die drei ersten Spiele sicher nach Hause. Nach dem wichtigen 3:0 Vorsprung vor dem Tennisgiganten Laurent gestaltetet sich das Spiel wieder etwas ausgeglichener, Laurent kommt auf 2:5 heran, bei einem Stand von 5:3 vergibt Breitenberger 3 Matchbälle, doch dann gelingt ihm im mit dem 4. Matchball und in einem langen, wunderschönen Ballwechsel der finale Punkt zum Sieg - die Uhr zeigt 14:40 Uhr.
"Breitenberger war in Weltklasseform, das war mit Sicherheit das beste Spiel seines Lebens. Er hat sich den Einzug ins Finale absolut verdient! Und ein bisschen für mich mit gewonnen", kommentiert Trainer Krieg freudestrahlend das Spiel. Breitenberger selber: "Ich bin sehr stolz und habe super gespielt, aber jetzt bin ich nach den mehr als drei Stunden froh, das wir das Doppel schenken können."
Gold für Albrecht/Fleckenstein!
Eine Stunde nach Herren, mussten die Damen zum Finale gegen Spanien antreten. Fleckenstein ging zuerst auf den Court, ihre allgemeine Verfassung war nicht für den Sieg gedacht. Eine lange Turnierwoche mit ungewohnter Hitze auf dem Hartcourt hatte ihr viel abverlangt, sie sollte zwar ihr Bestes geben, aber ihre Kräfte vor allem für das Doppel schonen. Und anders als bei den Franzosen gegen die deutschen Herren ging diese Rechnung auf.
Raquel Villamandos Lorenzo zeigte sich von Anfang an kämpferisch, sie konnte sich mit 3:1 schnell in Führung bringen, zwar holte Fleckenstein zum 3:3 auf, doch danach kam der Einbruch und sie musste den Satz mit 3:6 an ihre Widersacherin abgeben. Der 2. Satz brachte dann trotz 1:0 Führung durch Fleckenstein keine Höhepunkte mehr, die Erschöpfung war deutlich, der 1. Punkt in diesem Match ging klar an Spanien. Trainer Vonthein ist durchaus zufrieden mit Verenas Turnierleistung: "Man darf nicht vergessen, dass wir nur zwei Spielerinnen haben, d. h. unsere beiden Damen mussten durch spielen. Jetzt muss Albrecht den Punkt holen und im Doppel werden wir das Match für uns entscheiden!" Fleckenstein kommentiert ihr Spiel so: " Sicherlich wäre mir der Sieg lieber gewesen, doch meine gleichwertige Gegnerin hat mich bei meiner nicht optimalen körperlichen Verfassung taktisch ausgespielt."
Mit dem Druck im Nacken, den Punkt für Deutschland zu holen zu müssen, ging Albrecht nervös ins Spiel gegen ihre gleichwertige Gegnerin. Das schöne und eindrucksvolle Spiel gestaltete sich bis zum 4:4 sehr ausgeglichen und auf hohem Niveau. Es gab lange Ballwechsel, beide Spielerinnen spielten mit großem Druck auf einander. Dann wendet sich das Blatt, Albrecht hat sich vollständig im Griff, ihre Aufschläge gelingen und sie entscheidet in zwei schnellen Spielen den 1. Satz mit 6:4 für sich. Im 2. Satz steigt sie sofort mit demselben Druck auf die Gegnerin ein, mit konzentriertem Aufschlag und verlässlichem Return holt sie die ersten vier Spiele nach Hause. Jetzt ist es Beatriz Villamandos Lorenz, die aufwacht und zum 4:4 aufholt. Mit dem drohenden 3. Satz vor Augen, gibt Albrecht noch einmal alles, sie setzt die Gegnerin mit 1A Passierbällen matt und holt mit den beiden letzten Spielen und 6:4, 6.4 den Punkt für Deutschland.
Albrecht zum Spiel: " Es war spannendes und ausgeglichenes Spiel und ich habe heute einen guten Tag erwischt". Anders der begeisterte Trainer Vonthein:" Heute saß bei Albrecht alles. Aufschlag, Return, Passierbälle - genauso wie ich es von ihr erwartet habe."
Jetzt war noch das entscheidende Doppel zu gewinnen. Die Traineranweisung war klar: viel Bewegung, immer wieder Taktikabsprachen, mit Mut am Netz angreifen, Konzentration bei Aufschlag und Return. Die Uhr zeigte inzwischen 13:45, die Sonne kannte keine Gnade. Mit Hochachtung vor den laufstarken Gegnerinnen aus Spanien gingen die beiden Deutschen auf den Court. Die gute Chemie unter den spanischen Schwestern führt schnell zu einer 3:0 Führung, Albrecht/Fleckenstein geben das Spiel jedoch nicht verloren und holen zum 2:5 auf. Mit scheinbar neu aufgeladenem Akku gewinnen sie drei sensationelle Spiele hintereinander, spielen ihr bestes Doppel in diesem Turnier. Spanien gleicht zwar zum 6:6 aus, um dann im Tie-Break mit 7:2 doch noch zu unterliegen. Auch im 2. Satz bleibt es bis zum 2:1 eng für das deutsche Doppel, die endgültige Wende kommt mit dem Verlust des Aufschlagspiels von Beatriz V.-L. zum 3:1, danach erspielen sich Albrecht/Fleckenstein mit sauberem Kreuz - und Netzspiel Punkt um Punkt und werden mit einem überlegenen Ergebnis von 6:1 im 2. Satz Weltmeisterinnen. "Nach dem 2-5 Rückstand im 1. Satz wurden beide richtig wach, sie haben phantastisch zusammen gespielt. Alles stimmte: Aufschläge klappten, Returns kamen und Volleys saßen. Sie haben mit viel Power gespielt, man kann sagen, sie haben ein Traum-Doppel gezeigt", ist der enthusiastische Kommentar von Trainer Vonthein.
Heute stehen die Herren im Finale und nicht nur Heike Albrecht und Verena Fleckenstein, die ihr Turnier mit maximalem Erfolg hinter sich gebracht haben, wünschen beiden den größtmöglichen Erfolg.
Weitere Spiele in Izmir:
Dresse Cup - Halbfinale 2
Österreich vs. Japan 2:1
Maere Cup - Spiel um Platz 3
Chinese Taipeh vs Großbritannien 3:0
Spiel um Platz 5
Japan vs China 1:2
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