Dresse und Maere Cup 2011
Text: Anne Köster, Fotos: Johannes Bildhauer
Datum: 29. Juni 2011
Dresse & Maere Tennis Cup
World Deaf Tennis Team-Championships 2011
vom 18. – 25. Juni 2011 in Izmir/Türkei
Gold für die Damen – Silber für die Herren - ein durchschlagender Erfolg in Izmir
Mit dem Titel für die Damen und dem Vizetitel der Herren haben sich die deutschen Tennispielerinnen und Spieler erneut an der Weltspitze im Gehörlosentennis bestätigt.
Auf dem Weg zum Finale war der schwerste Gruppengegner von Deutschlands Damen, Heike Albrecht und Verena Fleckenstein, Großbritannien mit der erfahrenen Beth Simmons, die mit zwei Debütantinnen das Maere Cup Parkett betrat, Bethany Brookes und Sophie Paul – es fehlte Britanniens Spitzenspielerin Catherine Graham. Frankreich mit einer starken Spielerin wie Sophie Bernard sowie Italien, die sich von Tennisikone Barbara Odonne verabschieden mussten, waren in Izmir nicht angetreten. Und damit machten am Ende die Halbfinals und Finals die verbliebenen Gigantinnen des Gehörlosentennis unter sich aus, neben Deutschland kämpften Spanien, Taiwan und Großbritannien um die drei begehrten ersten Plätze in Maere Cup. Platz Eins eroberte Deutschland.
Albrecht als starke Einzelspielerin und Fleckenstein als ideale Doppelpartnerin ergänzen sich auch in kritischen und harten Spielen, ihre Stärke liegt weniger in der Gemeinsamkeit als vielmehr in der Unterschiedlichkeit ihre Spielweise und Einstellung. Seit 2008 spielen die beiden Seite an Seite um Spiel, Satz und Sieg und sind seitdem im Doppel ungeschlagen. Bei der EM 2008 holten sie Gold, bei den 21. Sommer Deaflympics 2009 holten sie Gold und auch in Izmir, wo sie zu zweit im Kampf um den Titel antraten, wurden sie ihrem Ruf als Dreamteam mit Power und Köpfchen mit maximalem Erfolg gerecht.
Mit neun Damenmannschaften waren die Wettkämpfe gut besetzt, nach wie vor gibt es jedoch deutliche Unterschiede im Spielniveau. Während sich in anderen internationalen Sportarten der Osten Europas mehr und mehr an der Spitze etabliert, bleibt die Tennisdomäne bei den Damen aus Süd- und Westeuropa, Asien ist der Kontinent, der am zweitstärksten vertreten ist, der Osten bislang nur mit Russland.
Für das Team Albrecht/Fleckenstein war vor Allem die unausgewogene Gruppenphase noch eine Herausforderung auf einer ganz anderen Ebene. In einem Turnier mit einem spürbaren Unterschied im Leistungsniveau haben Albrecht/Fleckenstein immer 100% gegeben, sind den Mannschaften, die sich noch im Aufbau befinden, auf Augenhöhe begegnet und haben sich mit dem angemessenen Respekt gegenüber der Teilnahme im Sinne des olympischen Gedankens sehr sympatisch gezeigt. Dafür sind sie verdient mit dem Fair-Play Preis ausgezeichnet worden.
Auch das Herrenteam mit Urs Breitenberger und Sebastian Schaeffer hatte in der Gruppenphase auf den zweiten Blick das bessere Los getroffen, der gefürchtete Einzelspezialist Reiki Kajishita, der aus den 21. Sommer Deaflympics mit Silber hervorgegangen war, war leider nicht angetreten, sonst wäre Japan eine erste, ernste Herausforderung auf dem Weg zum Cup geworden. Mit Daniel Tunstall als einzige bekannte Größe standen für Großbritannien drei neue Gesichter auf dem Court, Jack Clifton, Ben Kelly und Nicholas Ansell, es fehlten die britschen Größen wie Anthony Sinclair und Louis Fletcher, Italien hatte ebenfalls für die Herren nicht gemeldet. So wurde auch bei den Herren am Ende die beste Mannschaft unter Frankreich, Österreich, Japan und Deutschland ermittelt. Deutschland belegte den stolzen zweiten Platz.
Breitenberger hatte sich in diesem Turnier als starker Einzelspieler auf Weltniveau bewährt, als verlässlicher Doppelpartner hatte er bereits häufig eine ausgezeichnete Leistung bewiesen und Erfolg gehabt. Schaeffer, ebenfalls ein versierter Tennisspieler, konnte bei diesem Turnier alle seine Einzel nach Hause bringen und gemeinsam verkauften sich die beiden teuer. Sie waren ohne eine Niederlage im Doppel ins Halbfinale eingezogen, hatten bis dahin im gesamten Turnier lediglich fünf Spiele abgeben müssen. Dann mit den Einzug ins Finale gegen Frankreich reihten sie sich klar in die Spitze ein. Insbesondere für Breitenberger war der Sieg über den französischen Löwen Laurent ein besonderer Triumph und ein Quantensprung in seiner internationalen Karriere, für Schaeffer war es eine ausgezeichnete Leistung bei seinem 2. internationalen Auftritt.
Die wohl härteste Bewährungsprobe im Turnier, aber auch die Belohnung für konstante Leistung auf hohem Niveau für Breitenberger/Schaeffer war das Finalmatch gegen Österreich, am Ende reichten zwar die Kräfte nach einer harten Turnierwoche nicht und der Cup blieb Österreich, aber die Herren haben gezeigt, dass die Deutschen an der Spitze durchaus ein ernsthaftes Wort mitzureden haben und man in Zukunft verstärkt mit ihnen rechnen muss.
Aber nicht nur für die Spieler und Spielerinnen des DGS war diese WM eine erfolgreiche Bewährungsprobe, die beiden Trainer Vonthein und Krieg, beides ehemalige sehr erfolgreiche Tennisgrößen, haben seit 2010 das Amt der Bundestrainer übernommen und mit dem Ergebnis aus Izmir ihre Berufung mehr als bestätigt. Als ehemalige Insider im internationalen Tennisgeschehen verfügen sie über eine unschätzbare Kenntnis von Gegnern und deren Spielweisen, ihre Nähe zu den Spielerinnen und Spielern aus dem ehemals eigenen Kader schafft das nötige Vertrauen, dass für eine erfolgreiche Mannschaft notwendig ist.
In Izmir hat sich gezeigt, dass der deutsche Tennis für die kommende 12. Tennis EM der Gehörlosen, die in Koblenz im eigenen Land stattfinden wird, bestens aufgestellt ist. Dann wird auch Deutschlands Nr. 1 Hans Tödter dabei sein, der seine Mannschaftskollegen von zu Hause aus unterstützt hatte. Und es bleibt selbstverständlich zu hoffen, das sich die Tennissparte dann mit einer breiteren Basis und neuen Talenten der Konkurrentz stellen kann.
Rangfolge Maere Cup
Deutschland
Spanien
Taiwan
Großbritannien
Rangfolge Dresse Cup
Österreich
Deutschland
Frankreich
Japan
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